Wilder Mann

Aus MGM Münzlexikon
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Hannover, Kurfürstentum, Georg Ludwig (1698/1714 – 1727), Wilder Mann auf der Vorderseite eines Talers von 1722 aus der Münzstätte Zellerfeld. Da es ein Gepräge der Linie Lüneburg ist, hält der Wilde Mann die Tanne in der rechten Hand.

Sagenhafter Waldbewohner, meist als urwüchsiger, bekränzter, am ganzen Körper behaarter, und nur einen Lendenschurz aus Laub tragender Riese dargestellt, bewaffnet mit einem Baumstamm, einer Keule u. ä. Auf Münzen der Harz-Münzstätten kommt der Wilde Mann seit 1539 vor (Taler Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1514 –1568, aus der Münzstätte Riechenberg). Danach wurde der Wilde Mann in vielfältiger Weise als eigenständiges Münzbild oder als Schildhalter auf die Münzen gebracht (vom Löser bis zum 1-Pfennig-Stück). Das Münzbild Wilder Mann erfuhr in der Folgezeit eine charakteristische Differenzierung: Wilder Mann mit Baum in der Rechten für die Linie Lüneburg (seit 1692 Kurfürstentum Hannover), in der Linken für die Linie Wolfenbüttel. Die letzten im Kurfürstentum Hannover geprägten Kupferpfennige mit dem Wilden Mann, der einen Tannenbaum in der Rechten hält, stammen aus dem Jahr 1804. Zu den Münzen mit zwei Wilden Männern als Schildhalter gehören u. a. die 1790 bis 1809 geprägten preußischen Taler. Der Wilde Mann und teilweise auch eine Wilde Frau sind auf Münzen von Schwarzburg, Sachsen-Hildburghausen sowie Dänemark vorhanden. → Hausknechttaler, → Lichttaler, → Brillenmünze

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Braunschweig-Wolfenbüttel, Rudolph August und Anton Ulrich (1685 – 1704), Vierteltaler 1702 mit zwei Wilden Männern, die je einen von zwei ineinander verschlungenen Baumstämmen halten. Mit diesem Münzmotiv sollte auch die brüderliche Eintracht der beiden Herzöge demonstriert werden, mit der es allerdings schon zwei Jahre später vorbei war (→ Luftpumpentaler ).