Wiener

Aus MGM Münzlexikon

Wiener: 1. Jakob bzw. Jacques (1815 bis 1899). Belgischer Medailleur ungarischer Abstammung, seit 1828 Schüler seines Onkels Baruth Wiener in Aachen, 1835 bis 1839 weitere Ausbildung in Paris, seitdem in Brüssel künstlerisch tätig (1845 naturalisiert). Wiener erwarb sich besonders durch seine zahlreichen Medaillen mit architektonischen Sujets einen künstlerischen Ruf (belgische Kirchen, europäische Baudenkmäler); von seinen Porträtmedaillen und Medaillen auf zeitgenössische Ereignisse werden genannt: Übergabe der Stadt Venloo an die Niederlande (1840), Besuch der Stadt Limburg durch Wilhelm (Willem) II. der Niederlande (1841), 1. Sängerfest in Köln (1846), Kardinal Johann Cardin, Erzbischof von Köln (1850), Landwirtschaftliche und Gartenbau-Ausstellung in Termonde (1850), Synagoge zu Maastricht (1851), Blinden-Hospital zu Brüssel (1853), Königin Luise von Belgien (1854), Industriepalast auf der Weltausstellung in Paris (1855), Eröffnung der Eisenbahnlinie in Köln-Mainz (1859), Internationale Gartenbauausstellung in Köln (1875). Signatur: J. WIENER. Von Wiener stammen ferner die Entwürfe für die ersten belgischen Briefmarken.
2. Karl bzw. Charles (1832 –1888). Belgischer Medailleur, Münzstempelgraveur und Gemmenschneider, Bruder von 1. und 3., studierte 1844 bis 1852 an der Akademie der Schönen Künste in Brüssel, arbeitete 1852 bis 1856 in Paris unter Eugène André → Oudiné, dann in Den Haag (zum Graveur und Bildhauer Wilhelms III. der Niederlande ernannt), wurde 1864 Hauptgraveur an der Münze in Lissabon, seit 1867 in Brüssel künstlerisch tätig. Zum umfangreichen Werk Wieners gehören Bildnismedaillen, Medaillen auf zeitgenössische Ereignisse und bedeutende Bauwerke, Preismedaillen und Münzstempel. Auswahlverzeichnis: Kölner Dom (zusammen mit Jakob W., 1849), Notre Dame in Paris (zusammen mit Jakob Wiener, 1855), Alexander Herzen (1863), Januaraufstand im Königreich Polen (1863), Industrieausstellung in St. Petersburg (1870), Jeton auf den belgischen Numismatiker Renier Chalon (1802–1889), gewidmet von der Numismatischen Gesellschaft in Brüssel (1873), Besuch Alexanders II. von Rußland in London (1874), 300-Jahrfeier der Universität Lüttich (1875), Richard Wagner (1876), Goldenes Jubiläum von Papst Pius IX. (1877), Probe-Shillings von Königin Victoria von Großbritannien (1863), 5 Milreis Luis I. von Portugal (1865), Rs. der 5- Franken-Münze von Belgien aus Anlaß der National-Ausstellung und der Unabhängigkeit des Staates (Vs. von Leopold Wiener, 1880).
3. Leopold (1823 –1891). Belgischer Bildhauer, Münzstempelschneider und Medailleur, Bruder von 1. und 2., erfuhr seine künstlerische Ausbildung im Atelier seines Bruders Jakob, dann an der Akademie der bildenden Künste in Brüssel und wurde Schüler von Pierre-Jean → David d’Angers und Jean Jacques → Barre in Paris, seit 1847 in Brüssel tätig. Wiener schnitt zahlreiche Stempel für die Münze in Brüssel (1864 zum 1. Graveur ernannt) und hinterließ ein umfangreiches Medaillenwerk, z. T. Gemeinschaftsarbeit mit seinem Bruder Jakob. Münzstempel-Auswahlverzeichnis: 25 und 2 1⁄2 Francs von 1848, 25, 10, 2 1⁄2, 2, 1, 1⁄2 und 1⁄4 Franc von 1849, 5, 2 und 1 Franc, 50 Centimes von 1866, 5, 2 und 1 Francs, 50, 10, 5, 2 und 1 Centimes von 1887 für den „Unabhängigen Kongo-Staat“, 20 Francs von 1883 für die Schweiz. Medaillen-Auswahlverzeichnis: Preismedaille der Gesellschaft für flämische Literatur (zusammen mit Jakob Wiener, 1847), Verdienstmedaille für Hilfeleistungen während der Cholera-Epidemie in Belgien (1849), Hygiene-Kongreß in Brüssel (1852), 25-Jahrfeier der Unabhängigkeit Belgiens (1855), Errichtung der Rheinbrücke bei Koblenz (Rs. von Jakob Wiener, 1864), Internationaler Archäologen-Kongreß in Amsterdam (1866), Jeton der Numismatischen Gesellschaft in Brüssel mit Bildnis von Hubert Goltzius (1867), Porträtmedaille von Hans Memling, Maler (1871), Jeton der Numismatischen Gesellschaft in Brüssel mit Bildnis von Gerard Van Loon (1880), Jeton der Numismatischen Gesellschaft in Brüssel mit Bildnis von Louis de Coster (1886). Signatur: L. WIENER.