Vikariatsmünzen

Aus MGM Münzlexikon
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Kursachsen, Johann Georg II. (1656 – 1680), breiter Doppeltaler 1657 auf das Vikariat

Münzen der Kurfürsten von Sachsen, der Pfalzgrafen bei Rhein und der Kurfürsten von Bayern, die sie als Reichsvikare in der Zeit nach dem Tod des einen bis zur Neuwahl des anderen Kaisers prägen ließen, als sie die kaiserlichen Geschäfte führten (→ Vicarius ). Ab 1612 (Tod Kaiser Rudolphs II.) bis 1792 (Tod Kaiser Leopolds II.) wurden besonders von Kursachsen zahlreiche Vikariatsmünzen vom Doppeldukat bis herab zum Doppelgroschen (1⁄12 Taler) ausgegeben, auf denen durch das Münzbild und die Umschrift auf das Amt des Kurfürsten als Vicarius hingewiesen wurde. Ein Fall der „politischen Korrektheit“ im 17. Jh. ereignete sich bei der Ausgabe der Vikariatstaler 1656 in Sachsen. Die Umschrift der Vs. DEO ET PATRIA (lat., Für Gott und Vaterland) begann links unten, so daß das Wort DEO in eine relative räumliche Nähe zum Pferdeschwanz geriet. Das rief die orthodoxe sächsische Geistlichkeit auf den Plan, die es beim Kurfürsten durchsetzen konnte, daß der Stempel geändert wurde und das Wort PATRIA nun am Pferdeschwanz erschien. Aus Anlaß des Vikariats nach dem Tod Kaiser Carls VI. (1740) wurden in Sachsen besonders symbolträchtige Vikariatsmünzen ausgegeben, die einen leeren Thronsessel mit den Reichsinsignien auf der Rs. zeigen.
Auch von der Pfalz gab es die ersten Vikariatsmünzen 1612. Allerdings wurden sie nicht von der Kurlinie ausgegeben, sondern vom Administrator der Kur und Vormund für den jungen Kurfürsten Friedrich V. (1610 bis 1623), dem Pfalzgrafen Johann II. von Pfalz-Zweibrücken (1604 –1635). Auch bei diesem Vikariatstaler 1612 erscheint der Titel des Vicarius in der Umschrift und auf der Rs. der bekrönte kaiserliche Doppeladler. Zum Vikariat 1740 gab es als Besonderheit unter den Vikariatsmünzen Prägungen mit den Brustbildern des Pfalzgrafen Carl Philipp von Pfalz-Neuburg (1716 –1742) und des Kurfürsten Carl Albert von Bayern (1726 –1745). Der Streit der Kurfürsten (→ Erzamt ) endete erst mit dem Tod des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern (1745 –1777), als der Kurfürst von der Pfalz, Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach (1742 –1799), im Erbgang 1777 die Kurpfalz und Bayern unter einer Krone vereinte. → Reichsvikar