Turnose

Aus MGM Münzlexikon
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Erzbistum Köln, Walram von Jülich (1332 – 1349), Turnose o. J., Münzstätte Deutz

Auch Tournose, Turnos, Turnosegroschen: deutscher Name des französischen → Gros tournois („Königsturnosen“) und der zahlreichen rheinischen und niederländischen Beischläge dieses Groschen-Typs. Als Turnose wurden dann im 14. Jh. auch Groschen allgemein bezeichnet, selbst wenn sie nicht das Stadtzeichen von Tours, sondern eigenständige Münzbilder aufwiesen. Für dieses Stadtzeichen von Tours gibt es in der Literatur zwei Deutungen. Eine bezeichnet sie als die Fesseln des heiligen Ludwig, die andere als Burg mit zwei Türmen. Die guthaltigen Königs-Turnosen wurden im Rheinland mit 2 Schilling = 24 Pfennig bewertet. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation begann eine verstärkte Nachprägung der französischen Königs-Turnosen, nachdem Kaiser Ludwig der Bayer (1314 –1347) am 27. Juli 1328 dem Grafen Adolph VIII. von Berg (1308 –1346) die Erlaubnis gegeben hatte, Turnosen zu schlagen. Der Kölner Erzbischof Walram von Jülich (1332 –1349) ließ um 1340 in der Münzstätte Deutz und 1344 in der Münzstätte Bonn Turnosen schlagen, die 20 Pfennig gelten sollten. Weitere Münzstände folgten: die Erzbistümer Mainz und Trier, das Stift Essen, sowie die weltlichen Herrscher von Cleve, Jülich, Geldern, Heinsberg, Moers, Oldenburg, Randerath, auch die Stadt Aachen u. a. Diese Nachprägungen waren allerdings im allgemeinen weniger wert als die ursprünglichen französischen Königs-Turnosen, so daß man in Westfalen um 1370 dazu überging, durch Gegenstempelungen die „Spreu vom Weizen zu sondern“. Aus den Turnosen entwickelten sich z. B. Münzsorten wie die rheinischen Doppelschillinge, Weißgroschen und Blanken. So ließ z. B. der Kölner Erzbischof Hermann IV. von Hessen (1480 –1508) auf den Blanken von 1482 aus der Münzstätte Deutz noch das Stadtzeichen von Tours als Sinnbild der Turnose als Münzbild der Vs. verwenden. Eine besonder Rolle spielte der Turnose im Geldwesen der Freien Stadt Frankfurt (am Main). Die erste Turnose-Prägung der Stadt datiert aus dem Jahr 1452 und bringt in der Umschrift noch den Ursprung mit TVRONVS CIVIS zum Ausdruck. Diese Umschrift wurde dann bald in TVRONVS FRA’KF’D geändert. In weitestgehend unveränderter Weise ist der Turnose dann bis um 1540 in Frankfurt geprägt worden. Ab 1572 wurde der Turnose nur noch als Präsenzzeichen für die Mitglieder des Rats geschlagen, letzter Jahrgang ist 1710. → Ternose

Frankfurter Turnose von 1606