Stuiver

Aus MGM Münzlexikon
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Brabant, Philipp der Schöne (1482 – 1506), Stuiver o. J. (1499 – 1506), Münzstätte Antwerpen

Auch Stüver: ursprünglich eine Groschen-Münze (Doppelgroot bzw. Plak) der Grafen von Flandern aus der zweiten Hälfte des 14. Jh., die wegen des auf ihr abgebildeten funkensprühenden Feuersteins der Kette des Goldenen Vlieses „briquet“ (franz., Feuerstahl) genannt wurde. In den Niederlanden erhielt sie den Namen „Stuiver“ (von stuiven = [Funken] stieben). Doppelte und einfache Briquets (Stuiver) wurden seit Philipp dem Guten (1419 –1467) in Antwerpen geschlagen, Gepräge der doppelten Stuiver: Vs. gevierter Schild im Vierpaß, in der Schildmitte kleiner Löwenschild, Rs. Blumenkranz mit Löwenschild; einfache Stuiver: Vs. wie doppelte Stuiver, jedoch ohne Vierpaß, Rs. Vierpaß, darüber Zierkreuz. Die Prägungen galten 4 bzw. 2 flandrische Groschen. Sie wurden seit 1483 von Amsterdam mit dem Bild des hl. Martin zu 2 und 1 Stuiver nachgeprägt. 1509 ließ der Bischof von Utrecht die Antwerpener Stuiver mit ähnlichem Gepräge, jedoch anderem Gewicht, den doppelten Stuiver im Rauhgewicht von 3,728 g mit 1,864 g Feingewicht, nachprägen, den einfachen mit 0,459 g Feingewicht zu 1,836 g Rauhgewicht. In den nördlichen Niederlanden wurden nur wenige Stuiver geschlagen, da dort flandrische Prägungen umliefen. Der Stuiver entwickelte sich zur bestimmenden Münze der Niederlande, mit dem der Wert der größeren und kleineren Nominale ausgedrückt wurde. Der innere Wert der verschiedenen Stuiver differierte allerdings erheblich. So galt der Stuiver des Bistums Lüttich nur 1⁄4 brabantischen Stuiver und die von Geldern, Oberijssel und Groningen lagen im Wert zwischen 3⁄4 bis 2⁄3 des brabantischen Stuiver. Nach dem Erfolg der aufständischen protestantischen niederländischen Provinzen über die Spanier in 16. Jh. wurde der Stuiver auch in diesem Gebiet eine selbständige Münzeinheit:
1 Stuiver = 8 Duit, 4 Stuiver = 1 Schelling (bis 1620),
6 Stuiver = 1 Schelling (nach 1620),
50 Stuiver = 1 Rijksdaalder (ursprünglich 48 Stuiver),
60 Stuiver = 1 Dukaton.
Umgangssprachlich wurde das 5-Cents-Stück (= 1⁄20 Gulden) in den Niederlanden noch bis zur Euro-Einführung als Stuiver bezeichnet, obwohl die letzte Stuiver-Prägung in den Niederlanden schon 1809 mit einem 10-Stuiver-Stück beendet worden war. In Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, wurden bis 1826 noch 1⁄2-Stuiver-Stücke in Kupfer ausgebracht. → Achtentwintig, → Bezemstuiver, → Schelling