Strichprobe

Aus MGM Münzlexikon

Verfahren zur visuellen Feingehaltsbestimmung einer Edelmetallegierung. Sie beruht auf dem Helligkeitsvergleich eines mit einer unbekannten → Probe (z. B. Münze) auf einem Prüfstein aus Schwarzschiefer (Lydit) gezogenen Striches mit dem daneben gezogenen Strich einer Probe bekannten Feingehalts. Voraussetzung ist, daß die Legierung der untersuchten Probe und die der Vergleichsprobe aus den gleichen Legierungsmetallen (z. B. Silber und Kupfer) bestehen. Als Vergleichsprobe dient ein Satz sogenannter Probiernadeln, deren Feingehalt vor Einführung des Dezimalsystems bei Silber von 1 bis 16 Lot (um je 1 Lot) oder von 1⁄2 bis 16 Lot (um je 1⁄2 Lot), bei Gold von 1 bis 24 Karat (um je 1 Karat) gestuft war, später nach Tausendteilen (Promille). Die Genauigkeit der Bestimmung ist – im Unterschied zur → Hydrostatischen Probe – nicht von der Größe der zu untersuchenden Münze abhängig und würde bei einer Stufung um 1⁄2 Lot ±16% betragen. Die Strichprobe war bereits im Altertum bekannt und in den Münzstätten des Mittelalters gebräuchlich. Seit dem 15. Jh. wurde sie überwiegend zur Vorprobe genutzt, während man sich zur genaueren Feingehaltsbestimmung der Kupellenprobe (Abtreiben des Kupfers mit Blei) bediente. Im 19. und Anfang des 20. Jh. wurde die Strichprobe oft von Numismatikern angewandt, da hierbei die Münzen fast unbeschädigt bleiben. Heute würde allerdings wohl kaum ein Sammler mit seinen Münzen eine derartige Prozedur vornehmen.