Schinderlinge

Aus MGM Münzlexikon
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Leuchtenberg, Johann III. (gest. 1459), einseitiger Schinderling o. J. („Böser Halser“), Münzstätte Hals

Volkstümliche Bezeichnung (Spottname) für Pfennige der Inflationszeit (Schinderling-Zeit) der Jahre 1457 bis 1460 aus Süddeutschland, vor allem Österreich und Bayern (der Kaiser, Herzog Albrecht von Österreich, die Herzöge der verschiedenen bayerischen Linien zu Landshut, München und Straubing, die Grafen von Hals und Landgrafen von Leuchtenberg, der Graf von Görz, der Graf von Oettingen, der Bischof von Passau, der Erzbischof von Salzburg u. a.). Kaiser Friedrich III. (1440 –1493) begann 1457 in seinen Erblanden unter dem Druck von Erbstreitigkeiten und Geldknappheit die Ausprägung von Pfennigen fast ohne Silber. Da das Prägerecht gegen Gewinnanteil an Meistbietende und Gläubiger des Kaisers vergeben wurde, entstand bald neben der Pfennig- eine Kreuzer-Prägung aus fast reinem Kupfer, z. B. in Wiener Neustadt durch den Frankfurter Erwin vom Steg, in Graz durch Balthasar Eggenberger, in Linz und Enns durch Erzherzog Albrecht VI. Im April 1460 gingen 23.040 der umlaufenden Pfennige auf die feine Mark. Das entsprach einem Feingewicht von 0,0121 g, bei 0,3888 g Rauhgewicht gingen 720 Pfennige auf die rauhe Mark. Bei den Metalluntersuchungen von Hälblingen der Landgrafen von Leuchtenberg und Grafen von Hals („böse → Halser“) konnte ermittelt werden, daß die Münzen je etwa zur Hälfte aus Kupfer und Zinn bestanden. Der geringe Anteil von Silber (zwischen 7⁄1000 und 2⁄1000 der Legierung) war nicht etwa absichtlich beigemischt worden, sondern durch das Kupfer in die Münzlegierung gelangt.
Von Zeitgenossen wurde der bis dahin ungekannte Wertverfall des Geldes mit Pest und Krieg auf eine Stufe gestellt. Die Schinderlinge hatten ein so geringes Ansehen, daß sie fast nie zur Schatzbildung herangezogen wurden. In Münzfunden sind sie daher sehr selten vorhanden, so daß heute die meisten Schinderlinge als sehr selten einzustufen sind.
Ab 1460 wurde mit fünflötigen Pfennigen mit dem Kreuzschild der Stadt Wien und den Buchstaben W(ien) H(ausgenossen) T(eschler), aber ohne dem Namen des Kaisers die Währung stabilisiert und die Schinderlinge rasch aus dem Umlauf gedrängt (Abb. → Hausgenossenschaft ). Nicolaus Teschler war Münzmeister in Wien. Bei der Umwechslung wurden diejenigen Schinderlinge, die nicht aus reinem Kupfer oder Kupfer-Zinn-Legierungen bestanden, im Verhältnis 6 : 1 gegen die neuen Pfennige umgetauscht. Die S.-Zeit untergrub für lange Zeit das Vertrauen in die österreichische Silberwährung. → Münzverschlechterung