Rupie

Aus MGM Münzlexikon
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In der Münzstätte Chinapatan der East India Company geprägte Madras-Rupie (Regierungsjahr 41 = 1697/8) mit Name und Titel des Großmoghuls Alamgir I. (1658 – 1707)

(von sanskr. rupya = gehämmertes, bearbeitetes Silber): indische Silbermünze, eingeführt von Shir Shah Duri (1538 bis 1545) zu 40 Kupfer-Dam. Unter dem Großmogul Akbar (1556 –1605) wurde sie zur Hauptsilbermünze Indiens mit einer Feinheit von 970⁄1000 bei einem sehr konstanten Rauhgewicht von rund 11,5 g. Vielfache Rupien wurden unter Djahangir (1605 –1628) zu 5, 10, 20, 50 und 100 Rupien als Geschenkprägungen bis zu einem Gewicht von rund 2,5 kg ausgebracht. Unter Akbar wurden auch rechteckige Rupien mit Wunschformel geschlagen. Es sind wie alle islamischen Münzen dieser Zeit völlig bildlose Prägungen. Im Zuge des Verfalls der Herrschaft der Großmogulen prägten im 18. Jh. auch immer mehr lokale Herrscher eigene Rupien (mit Titel des Großmoguls). Die Rupien-Prägung der englischen East India Company übernahm drei Typen: die bengalische Sicca-Rupie, die Surat-Rupie von Bombay und die Arcot-Rupie von Madras. In der Präsidentschaft Madras der Kompanie wurden seit 1692 Rupien des Großmoguls Alamgir I. (1658 –1707) als sogenannte Madras-Rupie nachgeprägt, die äußerlich – abgesehen vom Metall – völlig dem goldenen Muhr (Mohur) glich. Ab 1742 übernahm die Kompanie die Arcot-Rupie von Muhammad Schah (1719 bis 1748) und von dessen beiden Nachfolgern. Nach 1759 wurden die Moghul-Rupien mit unverändertem Regierungsjahr 6 in den Münzstätten Madras, Kalkutta, Murschidabad und Dakka der Kompanie weitergeprägt. Bei der Einführung des Silber-Fanams 1791 in Madras galt 1 Rupie = 12 Fanams (4 Rupien = 1 Pagoda), und bei der Einführung der kupfernen Dub-Münzen 1807 wurde die Relation zur Rupie wie folgt festgelegt: 1 Rupie = 48 Dub, wobei das Rauhgewicht der Rupie bei 11,66 g lag. In der Präsidentschaft Bombay der East India Company wurde 1672 die erste Rupie unter dem Namen Anglina eingeführt. Im Jahr 1717 erhielt die Kompanie die Erlaubnis, in ihren Münzstätten auch Münzen im Namen des Großmoguls zu schlagen. Als die Kompanie im Jahr 1800 die Kontrolle über die Münzstätte Surat übernehmen konnte, entwickelte sich die Surat-Rupie zur Standardmünze im ganz westlichen Indien. In Bengalen wurde 1771 die Sicca-Rupie als Standardmünze etabliert und in den Münzstätten Murschidabad (geschlossen 1777, Dakka (geschlossen 1773), Patna (geschlossen 1773) und Kalkutta geprägt. Ihr Rauhgewicht lag bei 11,64 g.
Im Jahr 1835 entstand die seit 1862 so bezeichnete Regierungs-Rupie der Ostindischen Kompanie mit dem Porträt des jeweiligen britischen Herrschers (bis George VI., 1936 –1952) auf der Vs. der Wertbezeichnung im Kranz auf der Rs. Sie hatte ein Feingewicht von 10,692 g bei 11,664 g Rauhgewicht, 1 Rupie = 16 Annas = 64 Paisa = 192 Pies, 15 Rupien = 1 Mohur (je nach dem Goldpreis entfielen auf den Mohur zwischen 14 bis 17 R.). Diese Relation galt bis nach der Unabhängigkeit Indiens und wurde erst im Jahr 1957 geändert, 1 Rupie = 100 Naye Paise und ab 1964 dann 1 Rupie = 100 Paise. Die letzte Silber-Rupie wurde 1945 noch unter britischer Kolonialherrschaft geprägt (500⁄1000 fein), 1946 wurde die R. zur Nickelmünze. → Ropij, → Rufiyaa, → Rupia, → Rupiah, → Schweinerupie
In den indischen Vertrags- und Vasallenstaaten (Fürstentümer) endete deren eigenständige Rupien-Prägung bald nach dem Ende der britischen Herrschaft (1947), als die Fürsten in Indien mit ihren Hoheitsrechten 1949 auch das Münzrecht verloren. Die letzte fürstliche Rupien-Münze (Nazarana-Rupie) wurde in Jaipur 1949 unter Man Sing II. (1922 –1949) ausgegeben.
In Deutsch-Ostafrika übernahm die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft die in den Küstengebieten Ostafrikas dominierende indische Rupien-Währung. 1890 ließ die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, der das Münzrecht übertragen worden war, Rupien in Berlin prägen, Feingewicht 10,6917 g bei 11,6637 g Rauhgewicht. Ausgegeben wurden Nominale zu 2, 1, 1⁄2 und 1⁄4 Rupien; Vs. Brustbild Wilhelms II. (1888 –1918) mit Helm, Rs. Wappen der Kompanie. Diese Rupien war untergliedert in 64 Pesa, analog zu den 64 Paisa der indischen Rupie. Als 1903 das Deutsche Reich das Münzwesen der Ostafrikanischen Gesellschaft übernahm, blieb die Rupie erhalten und wurde zur Mark im Verhältnis 3 Rupien = 4 Mark festgelegt. Die Kupfer-Pesa wurde durch den Heller ersetzt, 1 Rupie = 100 Heller. 1916 wurde in Tabora die berühmte goldene Notmünze Deutsch-Ostafrikas zu 15 Rupien (= 20 Mark) geschlagen. Auch die Imperial British East Africa Company ließ 1888 für Mombasa (Kenia) eine Silber-Rupie (auch Teilstücke) schlagen, die im Fuß der indischen R. entsprach. Im Emirat Afghanistan war die Rupie bis zum Jahr 1925 Währungseinheit (1 Rupie Kabuli = 60 Paise), im Königreich Bhutan bis 1978 (1 Indische Rupie = 100 Paise) und in Tibet bis 1951 (1 Rupie = 3 Tangka = 45 Skar). Gegenwärtig ist die Rupie Währungseinheit folgender Staaten:
Indien 1 Indische Rupie = 100 Paise
Indonesien 1 Rupiah = 100 Sen
Malediven: 1 Rufiyaa = 100 Lari
Nepal 1 Nepalesische Rupie = 100 Paisa
Pakistan 1 Pakistanische Rupie = 100 Paisa
Sri Lanka 1 Sri-Lanka-Rupie = 100 Cents

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2-Rupien-Stück 1893 von Deutsch-Ostafrika