Marke

Aus MGM Münzlexikon

(franz. méreau, engl. token, lat. und italien. tessera, russ. marka) Münzähnliches, meist metallenes Zeichen, das für verschiedenste Zwecke verwendet wurde und wird, z.B. als Quittung für Zahlungen und Leistungen, Bezugsberechtigungen für Waren, Kleingeldersatz, Ausweis (Kennmarke), Anwesenheitsnachweis (Kontrollmarke), Spielgeld. Eine besondere Gruppe bilden die → Rechenpfennige. Bereits in der Antike waren Marken gebräuchlich, die u.a. zum Empfang von staatlichen Natural- und Geldspenden, zur Teilnahme an Volksversammlungen, zum Besuch von Theateraufführungen berechtigten. Die ältesten mittelalterlichen, bleiernen Marken (12. Jh.) stammen aus Frankreich und den Niederlanden und dienten insb. als Steuerquittungen und oder Wahrzeichen der Zünfte. Seit dem 13. Jh. gebrauchten auch geistliche Institutionen (Kapitel) Marken für eigene Belange (→ Präsenzzeichen); ähnliche Marken ließen im deutschen Reichsgebiet nur westfälische Kapitel seit 1543 prägen (→ Bursarienzeichen).
Im größeren Umfang haben Städte Marken für administrative Zwecke verwendet (deutsche Stadtverwaltungen vor allem seit dem 14. Jh.), z.B. als Präsenzzeichen für Ratsmitglieder, Armenmarken (Brotmarken usw., → Almosengeld), Berechtigungsmarken zum Ährenlesen, Vogelfang, Holzfällen usw., Bezugsmarken für Baumaterialien, Passiermarken für Tore, Brücken, Straßen, Kanäle, Abendmahlspfennige.
Eine wichtige Rolle im Arbeitsleben spielten die als Nachweis geleisteter Arbeitsstunden (Arbeitstage) dienenden Marken, nach denen später der Lohn berechnet bzw. das Deputat festgelegt wurde (→ Robotmarke). Auch erzielte Förderungsleistungen in Bergwerken wurden häufig auf diese Weise registriert und abgerechnet (z.B. die schwedischen Polletter). Im 17. und 18. Jh. ließen in Großbritannien und in englischen Kolonien private Handelshäuser und Betriebe häufig Marken prägen, die dem Mangel an Kleinmünzen abhelfen sollten, zudem aber einen zusätzlichen Gewinn erwarten ließen (→ Token).
Zu den Marken, die gegenwärtig verwendet werden, gehören u.a. Automatenmarken, Beförderungsmarken, Biermarken, Essenmarken, bestimmte Steuermarken. Die Numismatik bezieht die Marken in ihren Gegenstand ein. Marken, die im Druckverfahren hergestellt werden, wie Briefmarken, Beitragsmarken, Rabattmarken, Steuermarken, bleiben hier unberücksichtigt.
Literatur: Schöttle, G.: Systematik der Marken alter und neuer Zeit. In. NZ. 13 (1920) S. 1-35; Jakubzik, U.: Von Wegegeld-, Tor- und Brückenzoll-Marken. In: GN. 3 (1968) S. 102-105; Ders.: Die Marken und Zeichen. Versuch einer numismatischen Ordnung. In: Münzrevue. 4 (1972) H. 9-11; Menzel, P.: Deutsche Notmünzen und sonstige Geldersatzmarken 1873-1932. Berlin 1982.