Münzstätte

Aus MGM Münzlexikon

Herstellungsort der Münzen. In den Stadtstaaten der Antike galt die Stadt selbst als Münzstätte, größere Staatensysteme oder Bundesstaaten ließen meist in der Bundeshauptstadt prägen. Nicht immer sind die M. aus den Prägungen durch besondere Zeichen abzulesen, jedoch können stilistische und technische Merkmale die Zuordnung einer Münze erleichtern. In zahlreichen Fällen ist die Zuordnung einer Münze zu einer Münzstätte umstritten bzw. nicht mehr möglich. Auf spätrömischen und byzantinischen Münzen wurde die Münzstätte in abgekürzter Form genannt. Die deutsche Denar-Prägung nannte vielfach den Namen des Kaisers neben den Kennzeichen des Prägeberechtigten, Stadtnamen waren häufig in ihrer lateinischen Entsprechung (auch verstümmelt, wenn der Stempelschneider Analphabet war) vorhanden. Die Groschen-Prägung führte in Frankreich zu einer genauen Angabe des Prägeorts durch ein System von Punkten (→ Points sécrets) in der Umschrift. Bei deutschen Groschen-Prägungen dienten z. B. → Münzmeisterzeichen zur Zuordnung an die betreffende M. Seit der Neuzeit kennzeichneten verschiedene Staaten ihre M. durch Symbole oder Buchstaben. Das erfolgte seit dem 16. Jh. in Frankreich durch einen jeder Münzstätte zugeordneten Buchstaben (→ Münzbuchstabe). Dieses System wird noch heute, z. B. in Deutschland und den USA, benutzt. Die seit dem Mittelalter übliche Betriebsform einer Münzstätte entsprach meist einem selbständigen Handwerksbetrieb ohne Zunftzwang. In der mittelalterlichen Münzstätte Wien betrug beispielsweise die Serie der in einem Durchgang von einem Werk (einer Charge) hergestellten Pfennige mehr als 60 000 Stück. Der Grad der in dieser Münzstätte angewandten Arbeitsteilung ist aus den Berufsbezeichnungen der mehr als 100 Beschäftigten ersichtlich: Münzmeister, Anwalt, Eisenhüter, Eisengraber, Eisenschmiede (2), Versucher (2), Schmelzer (2), Silberbrenner (2), Zainmeister (12), Schrotmeister (12), Setzmeister (12), Münzgesellen (mindestens 50), Kammerknecht, Diener des Münzmeisters, Wirt. Die in der Mehrzahl kleineren Münzstätten arbeiteten mit etwa fünf bis zwölf Beschäftigten. Im 18. Jh. wandelte sich diese Betriebsform zur Münzfabrik, für die das typische Beispiel die Fabrik von Matthew → Boulton in Soho bei Birmingham war. Dort wurde zum Antrieb der Prägepressen schon die Dampfkraft eingesetzt.