Kreuz

Aus MGM Münzlexikon

(lat. crux): bereits in vorgeschichtlicher Zeit in verschiedenen Kulturkreisen verwendetes ornamentales und symbolisches Zeichen aus meist zwei sich schneidenden Geraden, seit dem 3. Jh. als christliches Sinnbild bezeugt. Seit Kaiser Konstantin I. (306/324 – 337), der das Christentum 313 staatlich anerkannte, erscheint das Kreuz auf römischen und später byzantinischen Münzen als alleiniges Münzbild und Beizeichen im Feld, in der Hand des Herrschers sowie der Siegesgöttin Victoria (→ Nike), auf dem Globus usw.; Darstellungen des Kreuzes finden sich gleichfalls auf germanischen Münzen der Völkerwanderungszeit, überaus häufig auf mittelalterlichen Münzen, vor allem seit Karl d. Gr. (768/800 – 814) und vielfach noch auf neuzeitlichen Münzen und Medaillen. Mittelalterliche Münzen bilden häufig Kreuze ab, in deren Winkeln sich Kugeln, Kreuzchen oder andere Zeichen bzw. Buchstaben befinden, z. B. O–T–T–O auf Otto-Adelheid-Pfennigen, C–R–V–X auf Pfennigen des Grafen Heinrich von Stade (976–1016); zudem dient das Kreuz oft als Anfangs- oder Trennungszeichen in Münzumschriften. Bei Einführung des Christentums als Staatsreligion im Römischen Reich (391) wurden folgende Kreuz-Formen verwendet: das ungleichschenklige lateinische oder Passions-Kreuz (senkrechter Balken länger als Querbalken), das gleichschenklige griechische Kreuz (senkrechter Balken und Querbalken in gleicher Länge) und das T-förmige ägyptische Kreuz (→ Antonius-Kreuz). Ableitungen des lateinischen Kreuzes sind das → Stufenkreuz (Kreuz mit Stufenuntersatz), das → Patriarchenkreuz mit zwei und das → päpstliche Kreuz mit drei unterschiedlich langen Querbalken sowie das → Peterskreuz (Querbalken unterhalb der Mitte des senkrechten Balkens). Alle übrigen Kreuz- Formen lassen sich auf das griechische Kreuz zurückführen, das (ohne jegliche Verzierung) vom 9. bis 12. Jh. auf Münzen am häufigsten abgebildet ist. In der Heraldik kommen mehr als 200 unterschiedliche Kreuze als Wappenbilder vor, deren Bezeichnung auch bei Beschreibung von Münzbildern Anwendung finden. Neben den genannten Kreuzen sind folgende Formen von besonderem numismatischem Interesse: → Astkreuz, → Blumenkreuz, → Jerusalemkreuz, → Kleeblattkreuz, → Krückenkreuz, → Lilienkreuz, → Malteserkreuz, → Zwillingsfadenkreuz. Das auf Tiroler Kreuzern (→ Etschkreuzer) erstmalig vorkommende Doppel-Kreuz besteht aus zwei unterschiedlich großen griechischen Kreuzen; auch das sechsspeichige Rad, Wappenbild von Kurmainz, ist ursprünglich ein Doppel-K., das später mit einem Reifen (Glorienschein) umgeben wurde.