Keltische Münzen

Aus MGM Münzlexikon
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Keltische Münzen, Britannia, Catuvellauni, Cunobelin (10 – 40), Stater, Münzstätte Camulodunum (Colchester)

Die im frühen 3. Jh. v. Chr. beginnende Gold-, Silber- und Potinprägung der Kelten (indoeuropäische Völkergruppe, deren Urheimat etwa das Gebiet von Ostfrankreich, der Nord- und Westschweiz sowie von West- und Süddeutschland umfaßte). Seit dem 6. Jh. v. Chr. begannen die Kelten ihr Herrschaftsgebiet auszudehnen, eroberten Westfrankreich, die Pyrenäenhalbinsel, die Britischen Inseln und beherrschen im 4. Jh. v. Chr. die Po-Ebene (bis etwa 150 v. Chr.); andere Stämme gelangten nach Ungarn, 280 v. Chr. nach Thrakien und Makedonien. 278 v. Chr. überschritten die keltischen Galater den Hellespont und ließen sich im östlichen Kleinasien nieder. Obwohl die Kelten einen hohen wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungsstand erreichten, gelang es ihnen nicht, ein alle Stämme vereinendes Staatsgebilde zu schaffen. Fast alle keltischen Herrschaftsgebiete wurden bis zum Ende des 1. Jh. v. Chr. von den Römern, z. T. auch von germanischen Stämmen erobert. Die weiträumige Expansion der Kelten bietet die Erklärung dafür, daß ihre Münzen in vielen Gebieten Mittel- und Südeuropas und selbst in Kleinasien gefunden werden. Als Vorbild für das keltische Münzwesen des 2. und 1. Jh. v. Chr. diente in erster Linie das der Griechen. Während die ostkeltischen Stämme hauptsächlich Tetradrachmen Philippos’ II. von Makedonien (356 – 336 v. Chr.) nachahmten, war die Münzprägung der Westkelten in Gallien weitgehend von der der großgriechischen Kolonie Massilia (Marseille) sowie vom römischen Republik-Denar beeinflußt. Die keltiberischen Münzen sind vor allem Nachbildungen von Drachmen der Hafenstädte Rhoda und Emporiae im Nordosten Spaniens (beide griechische Gründungen von Massilia aus). Einen besonderen Typus stellten die sogenannten → Regenbogenschüsselchen aus Gold dar, die von den mitteleuropäischen Kelten-Stämmen zwischen Rhein, Elbe und ungarischer Tiefebene geprägt wurden, jedoch im Westen dieses Gebietes selten vorkommen und meist nur aus einer geringwertigen Goldlegierung bestehen. Die keltische Vorliebe für lineare und abstrakte Darstellungen wandelte die griechischen Münzbilder mit Köpfen und Gestalten von Göttern, dem reitenden König usw., die als Vorlage dienten, oft bis zur Unkenntlichkeit ab, wobei Einzelheiten wie Augen, Nase und Haare als wesentliches Bildelement in Erscheinung treten. Auch Abbildungen von Tieren (Pferd, Stier, Widder u. a.) auf K. M. muten z. T. monströs an. Bei den gegossenen Münzen aus Potin (zinnreiche Bronzelegierungen) sind häufig noch die typischen Gußzapfen vorhanden. Die von den Kelten verwendeten Münznamen sowie das Wertverhältnis zwischen ihren Münzen sind unbekannt, so daß die häufig unregelmäßig geformten kleinen Silbermünzen pauschal als Kleinsilber bezeichnet werden.

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Tetradrachme der Ostkelten, Nachahmung der makedonischen Tetradrachmen von Philippos II., mit antikem Prüfhieb


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Unregelmäßig gegossene Potinmünze der Cantiaci (Britannien) um 90 bis 60 v. Chr.