Kaiser

Aus MGM Münzlexikon
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Haiti, Kaiser Faustin I. (1849 – 1859) auf einer Kupfermünze zu 6 1⁄4 Centimes 1850

(vom lat. Namen Caesar): Träger der höchsten monarchischen Würde. Im Römischen Reich waren Caesar, auf Gaius Iulius Caesar (geb. 100, ermordet 44 v. Chr.) zurückgehend, → Imperator und → Augustus die eigentlichen Titel der K., wie z. B. die Umschrift eines Sesterz’ des Galba (68 – 69) SER(vius) GALBA IMP(erator) CAESAR AUG(ustus) P(ontifex) M(aximus) TR(ibunicia) P(otestate) verdeutlicht. Den Titel Caesar führten seit Hadrianus (117–138) auch Thronfolger und Mitregenten. Nach der Teilung des Römischen Reichs (395) blieben das Weströmische Reich (bis 476) und das Oströmisch-Byzantinische Reich (bis 1453) weiterhin Kaisertum. Durch die Krönung Karls d. Gr. (768 – 814) 800 entstand in Westeuropa wieder ein Kaisertum, das als Erneuerung der römischen Weltmonarchie und Repräsentanz eines christlichen Universalstaats galt. In Münzumschriften lautet der Titel Karls d. Gr. „Imperator Augustus, Rex Francorum et Langobardorum“ oder nur „Imperator Augustus“. Als „Imperator Augustus“ bzw. „Romanorum Imperator Augustus“ bezeichneten sich später die deutschen Könige nach ihrer K.-Krönung in Urkunden und auf Münzen (→ Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation). Maximilian I. (1493 –1519) nahm als erster deutscher Herrscher die K.-Würde ohne päpstliches Krönungszeremoniell an und nannte sich daher „Electus Romanorum Imperator, Semper Augustus, Germaniae Rex“ (lat., Erwählter Römischer K., Allweg Mehrer des Reiches, König in Germanien). Anstelle der früheren Königswahl und nachfolgenden K.-Krönung in Rom durch die Päpste trat die K.-Wahl, die von den → Kurfürsten in Aachen, seit 1564 in Frankfurt a. M., vollzogen wurde, wodurch das deutsche Königtum mit dem Kaisertum verschmolz. Vor der K.-Krönung nannten sich die deutschen Herrscher nunmehr „Romanorum“ oder „Romanus Rex“ (lat., Römischer König), auch führten die noch zu Lebzeiten des K. gewählten Nachfolger diesen Titel. 1804 bis 1918 bestand ein österreichisches Kaisertum (Titel des Herrschers: K. von Österreich); am 1. (18.) Januar 1871 wurde durch Bismarck unter Preußens Ägide ein neues Kaisertum geschaffen (Titel des Herrschers „Deutscher K.“), das durch die Novemberrevolution 1918 endete. In Rußland nahm Iwan IV. 1547 den Titel Zar (von Caesar) an. In Frankreich führten Napoleon I. (1804 –1814/15) und Napoleon III. (1852 –1870) den Titel „K. der Franzosen“. Die britischen Könige führten von 1877 bis 1947 auch den Titel „K. von Indien“. 1936 bis 1941 beanspruchte der italienische König Viktor Emanuel III. den Titel „K. von Äthiopien“. Von 1941 bis 1974 war dann Hailé Selassié wieder K. von Äthiopien. Brasilien (1822 bis 1889) und Mexiko (1822 bis 1823 und 1864 bis 1867) waren K.-Reiche. In Haiti nannten sich im 19. Jh. verschiedene Potentaten mehrmals K. Die Herrscher in China (bis 1911) und in Japan werden in europäischen Sprachen als K. bezeichnet. Von 1976 bis 1979 wurde der Staat Zentralafrika vom selbsternannten Kaiser Bokassa regiert.