Dukat: Unterschied zwischen den Versionen

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Die verbreitetste und wertbeständigste europäische Handelsmünze. Sie geht auf die 1284 geschaffene Goldmünze (→ [[Zecchino|Zecchino]]) von Venedig zurück, deren Schlußwort in der Umschrift SIT TIBI CHRISTE DATUS QUEM TU REGIS ISTE DUCATUS (dieses Herzogtum, das Du regierst, sei Dir, Christus, geweiht) der Münze auch den Namen lieferte. Burckhardt weist allerdings darauf hin, daß es die Bezeichnung „ducatus“ schon vor der Prägung von Zecchini in Venedig gegeben hat. Um die Mitte des 13. Jh. wurde in Venedig eine Strafe wegen Wuchers in „ducati“ (Goldmünzen) festgelegt (wahrscheinlich waren es byzantinische Goldmünzen). Schon unter König Wilhelm II. von Sizilien (1166 bis 1189) wurden Goldmünzen ausgegeben, die in der Umschrift das Wort „DVCAT“ (als Kennzeichnung des Herzogtums Apulien aufweisen). Burckhardt vermutet deshalb eine Wechselbeziehung zwischen der schon vorhandenen Münzbezeichnung und dem bewußt als Umschriftsende eingesetzten „DVCATVS“ auf den venezianischen Zecchini. Die venezianischen Zecchini wurden bald nachgeprägt (auch in den Kreuzfahrerstaaten in Griechenland), wobei anfangs das charakteristische Münzbild beibehalten wurde. Ab 1325 wurden in Ungarn Goldmünzen ausgegeben, die im Münzbild dem Goldgulden (Fiorino) von Florenz nachgebildet waren, jedoch im Goldgehalt (Feingewicht 3,52 g, Rauhgewicht 3,55 g) D. darstellten. In den skandinavischen Ländern wurde der D. deshalb auch Ungersk Gylden genannt, im Unterschied zum echten Gulden, der in Dänemark z. B. als Rhinsk Gylden (Rheinischer Gulden) geprägt wurde. Umgangssprachlich wurde der D. in den nordischen Ländern als Dogkate bezeichnet. In den habsburgischen Ländern wurde der D. seit 1527 als einzige Goldmünze ausgebracht, und mit der Augsburger Reichsmünzordnung von 1559 wurde der D. (Reichs-D.) dann zur Hauptgoldmünze des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit einem Feingewicht von 3,49 g (986⁄1000 fein). Diese Goldfeinheit wurde dann zum Begriff des D.-Golds generell. Der hohe Wert eines D. führte dazu, daß die Stücke im Zahlungsverkehr meistens nachgewogen wurden, um Fälschungen oder beschnittene Exemplare zu erkennen. In Kursachsen wurde z. B. – wie Otto Brandt berichtet – der vollgewichtige D. mit 66 D.-As (66 x 0,052884 g = 3,490344 g) angenommen und je D.-As mit einem Groschen bewertet. Wurde beim Nachwiegen festgestellt, daß ein D. leichter als 66 D.-As war, wurde je fehlendes D.-As am Sollgewicht ein Groschen in der Anrechnung der Münze abgezogen. Zur Erschwerung des Beschneidens bzw. zur rascheren Erkennung dieser Manipulation wurden Dukaten seit dem 17. Jh. häufig gerändelt. Derartige Stücke wurden dann Rand-D. genannt. In den deutschen Staaten wurde der D. auch nach Auflösung des Reichs 1806 beibehalten. Die letzte Prägung erfolgte 1872 in Hamburg. Im Deutschen Reich wurden die noch umlaufenden D. durch das Reichsgesetz vom 6. Dezember 1873 außer Kurs gesetzt. In anderen europäischen Staaten endete die Prägung zum Teil noch später, z. B. 1915 in Österreich (Nachprägungen gibt es noch aus der Zweiten Republik), 1934 in Jugoslawien und 1939 in der Tschechoslowakei (auch nach 1945 gab es medaillenartige D.-Prägungen in der Tschechoslowakei). In den Niederlanden wird der D. – allerdings nicht als offizielles Zahlungsmittel – noch in der Gegenwart mit nur geringfügig verändertem Münzbild hergestellt. Bis in das späte 18. Jh. fand sich – wie auch bei den Taler-Münzen oder einigen Teilstücken – auf den D. meistens keine Nominalbezeichnung. Erst im ausgehenden 18. Jh. wurde die Bezeichnung „Dukcat“ oder „Ducaten“ häufiger auf den Münzen selbst verwendet. Bei den Dukaten ist das Phänomen zu verzeichnen, daß es das einzige Münznominal ist, das in seiner über Jahrhunderte währenden Prägezeit keine Verschlechterung hinnehmen mußte.[[Datei:Dukat_Bild_2.png|frameless|center]]
 
Die verbreitetste und wertbeständigste europäische Handelsmünze. Sie geht auf die 1284 geschaffene Goldmünze (→ [[Zecchino|Zecchino]]) von Venedig zurück, deren Schlußwort in der Umschrift SIT TIBI CHRISTE DATUS QUEM TU REGIS ISTE DUCATUS (dieses Herzogtum, das Du regierst, sei Dir, Christus, geweiht) der Münze auch den Namen lieferte. Burckhardt weist allerdings darauf hin, daß es die Bezeichnung „ducatus“ schon vor der Prägung von Zecchini in Venedig gegeben hat. Um die Mitte des 13. Jh. wurde in Venedig eine Strafe wegen Wuchers in „ducati“ (Goldmünzen) festgelegt (wahrscheinlich waren es byzantinische Goldmünzen). Schon unter König Wilhelm II. von Sizilien (1166 bis 1189) wurden Goldmünzen ausgegeben, die in der Umschrift das Wort „DVCAT“ (als Kennzeichnung des Herzogtums Apulien aufweisen). Burckhardt vermutet deshalb eine Wechselbeziehung zwischen der schon vorhandenen Münzbezeichnung und dem bewußt als Umschriftsende eingesetzten „DVCATVS“ auf den venezianischen Zecchini. Die venezianischen Zecchini wurden bald nachgeprägt (auch in den Kreuzfahrerstaaten in Griechenland), wobei anfangs das charakteristische Münzbild beibehalten wurde. Ab 1325 wurden in Ungarn Goldmünzen ausgegeben, die im Münzbild dem Goldgulden (Fiorino) von Florenz nachgebildet waren, jedoch im Goldgehalt (Feingewicht 3,52 g, Rauhgewicht 3,55 g) D. darstellten. In den skandinavischen Ländern wurde der D. deshalb auch Ungersk Gylden genannt, im Unterschied zum echten Gulden, der in Dänemark z. B. als Rhinsk Gylden (Rheinischer Gulden) geprägt wurde. Umgangssprachlich wurde der D. in den nordischen Ländern als Dogkate bezeichnet. In den habsburgischen Ländern wurde der D. seit 1527 als einzige Goldmünze ausgebracht, und mit der Augsburger Reichsmünzordnung von 1559 wurde der D. (Reichs-D.) dann zur Hauptgoldmünze des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit einem Feingewicht von 3,49 g (986⁄1000 fein). Diese Goldfeinheit wurde dann zum Begriff des D.-Golds generell. Der hohe Wert eines D. führte dazu, daß die Stücke im Zahlungsverkehr meistens nachgewogen wurden, um Fälschungen oder beschnittene Exemplare zu erkennen. In Kursachsen wurde z. B. – wie Otto Brandt berichtet – der vollgewichtige D. mit 66 D.-As (66 x 0,052884 g = 3,490344 g) angenommen und je D.-As mit einem Groschen bewertet. Wurde beim Nachwiegen festgestellt, daß ein D. leichter als 66 D.-As war, wurde je fehlendes D.-As am Sollgewicht ein Groschen in der Anrechnung der Münze abgezogen. Zur Erschwerung des Beschneidens bzw. zur rascheren Erkennung dieser Manipulation wurden Dukaten seit dem 17. Jh. häufig gerändelt. Derartige Stücke wurden dann Rand-D. genannt. In den deutschen Staaten wurde der D. auch nach Auflösung des Reichs 1806 beibehalten. Die letzte Prägung erfolgte 1872 in Hamburg. Im Deutschen Reich wurden die noch umlaufenden D. durch das Reichsgesetz vom 6. Dezember 1873 außer Kurs gesetzt. In anderen europäischen Staaten endete die Prägung zum Teil noch später, z. B. 1915 in Österreich (Nachprägungen gibt es noch aus der Zweiten Republik), 1934 in Jugoslawien und 1939 in der Tschechoslowakei (auch nach 1945 gab es medaillenartige D.-Prägungen in der Tschechoslowakei). In den Niederlanden wird der D. – allerdings nicht als offizielles Zahlungsmittel – noch in der Gegenwart mit nur geringfügig verändertem Münzbild hergestellt. Bis in das späte 18. Jh. fand sich – wie auch bei den Taler-Münzen oder einigen Teilstücken – auf den D. meistens keine Nominalbezeichnung. Erst im ausgehenden 18. Jh. wurde die Bezeichnung „Dukcat“ oder „Ducaten“ häufiger auf den Münzen selbst verwendet. Bei den Dukaten ist das Phänomen zu verzeichnen, daß es das einzige Münznominal ist, das in seiner über Jahrhunderte währenden Prägezeit keine Verschlechterung hinnehmen mußte.[[Datei:Dukat_Bild_2.png|frameless|center]]
  
  <div class="coinCaption">Habsburgischer Dukat 1607 aus der Münzstätte Klagenfurt</div>
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  <div class="coinCaption">Niederländischer Doppeldukat 1755 der Provinz Utrecht</div>

Version vom 11. Mai 2021, 11:00 Uhr

Dukat.png
Habsburgischer Dukat 1607 aus der Münzstätte Klagenfurt

Die verbreitetste und wertbeständigste europäische Handelsmünze. Sie geht auf die 1284 geschaffene Goldmünze (→ Zecchino) von Venedig zurück, deren Schlußwort in der Umschrift SIT TIBI CHRISTE DATUS QUEM TU REGIS ISTE DUCATUS (dieses Herzogtum, das Du regierst, sei Dir, Christus, geweiht) der Münze auch den Namen lieferte. Burckhardt weist allerdings darauf hin, daß es die Bezeichnung „ducatus“ schon vor der Prägung von Zecchini in Venedig gegeben hat. Um die Mitte des 13. Jh. wurde in Venedig eine Strafe wegen Wuchers in „ducati“ (Goldmünzen) festgelegt (wahrscheinlich waren es byzantinische Goldmünzen). Schon unter König Wilhelm II. von Sizilien (1166 bis 1189) wurden Goldmünzen ausgegeben, die in der Umschrift das Wort „DVCAT“ (als Kennzeichnung des Herzogtums Apulien aufweisen). Burckhardt vermutet deshalb eine Wechselbeziehung zwischen der schon vorhandenen Münzbezeichnung und dem bewußt als Umschriftsende eingesetzten „DVCATVS“ auf den venezianischen Zecchini. Die venezianischen Zecchini wurden bald nachgeprägt (auch in den Kreuzfahrerstaaten in Griechenland), wobei anfangs das charakteristische Münzbild beibehalten wurde. Ab 1325 wurden in Ungarn Goldmünzen ausgegeben, die im Münzbild dem Goldgulden (Fiorino) von Florenz nachgebildet waren, jedoch im Goldgehalt (Feingewicht 3,52 g, Rauhgewicht 3,55 g) D. darstellten. In den skandinavischen Ländern wurde der D. deshalb auch Ungersk Gylden genannt, im Unterschied zum echten Gulden, der in Dänemark z. B. als Rhinsk Gylden (Rheinischer Gulden) geprägt wurde. Umgangssprachlich wurde der D. in den nordischen Ländern als Dogkate bezeichnet. In den habsburgischen Ländern wurde der D. seit 1527 als einzige Goldmünze ausgebracht, und mit der Augsburger Reichsmünzordnung von 1559 wurde der D. (Reichs-D.) dann zur Hauptgoldmünze des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mit einem Feingewicht von 3,49 g (986⁄1000 fein). Diese Goldfeinheit wurde dann zum Begriff des D.-Golds generell. Der hohe Wert eines D. führte dazu, daß die Stücke im Zahlungsverkehr meistens nachgewogen wurden, um Fälschungen oder beschnittene Exemplare zu erkennen. In Kursachsen wurde z. B. – wie Otto Brandt berichtet – der vollgewichtige D. mit 66 D.-As (66 x 0,052884 g = 3,490344 g) angenommen und je D.-As mit einem Groschen bewertet. Wurde beim Nachwiegen festgestellt, daß ein D. leichter als 66 D.-As war, wurde je fehlendes D.-As am Sollgewicht ein Groschen in der Anrechnung der Münze abgezogen. Zur Erschwerung des Beschneidens bzw. zur rascheren Erkennung dieser Manipulation wurden Dukaten seit dem 17. Jh. häufig gerändelt. Derartige Stücke wurden dann Rand-D. genannt. In den deutschen Staaten wurde der D. auch nach Auflösung des Reichs 1806 beibehalten. Die letzte Prägung erfolgte 1872 in Hamburg. Im Deutschen Reich wurden die noch umlaufenden D. durch das Reichsgesetz vom 6. Dezember 1873 außer Kurs gesetzt. In anderen europäischen Staaten endete die Prägung zum Teil noch später, z. B. 1915 in Österreich (Nachprägungen gibt es noch aus der Zweiten Republik), 1934 in Jugoslawien und 1939 in der Tschechoslowakei (auch nach 1945 gab es medaillenartige D.-Prägungen in der Tschechoslowakei). In den Niederlanden wird der D. – allerdings nicht als offizielles Zahlungsmittel – noch in der Gegenwart mit nur geringfügig verändertem Münzbild hergestellt. Bis in das späte 18. Jh. fand sich – wie auch bei den Taler-Münzen oder einigen Teilstücken – auf den D. meistens keine Nominalbezeichnung. Erst im ausgehenden 18. Jh. wurde die Bezeichnung „Dukcat“ oder „Ducaten“ häufiger auf den Münzen selbst verwendet. Bei den Dukaten ist das Phänomen zu verzeichnen, daß es das einzige Münznominal ist, das in seiner über Jahrhunderte währenden Prägezeit keine Verschlechterung hinnehmen mußte.

Dukat Bild 2.png
Niederländischer Doppeldukat 1755 der Provinz Utrecht