Drachme

Aus MGM Münzlexikon
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Ainos (Thrakien), Drachme um 357 bis 341 v. Chr., auf der Vorderseite das Kopfbild des Hermes mit Petasos, auf der Rückseite Kultbild (Xoanon) des Hermes auf Thron

(altgriech., „Handvoll“ von sechs Spießen [Obeliskoi]): 1. Antike. Altgriechisches Gewicht, Rechnungseinheit und Münze, meist aus Silber, seltener Gold. Allgemein rechnete man 1 Talent zu 60 Minen zu 100 D. zu 6 Obolen, also 6000 D. = 1 Talent. Das Gewicht der D. war in den Währungen der einzelnen Stadtstaaten (Poleis) unterschiedlich. Es existierten so viele D. wie Münzfüße: z. B. äginäische, attische, babylonische, karthagische, korinthische, miletische, persische, phönikische, phokäische, ptolemäische, rhodische D. Die Mehrfachstücke bezeichnete man als Dodeka-(12), Deka- (10), Okta-(8), Penta-(5), Tetra-(4), Tri- (3) und Di-D. (2-D.-Stück). Von den Unterstufen nannte man nur die Hemi-D., die übrigen drückte man in Obolen aus. Die attische D., deren Münzfuß in der antiken griechischen Welt am verbreitetsten war, wiegt 4,36 g (→ Attischer Münzfuß). Die Multipla haben das entsprechend mehrfache Gewicht. Zu Beginn des 5. Jh. v. Chr. erhielt man für 1 D. ein Schaf. Gegen Ende des 5. Jh. v. Chr. lag das tägliche Existenzminimum in Athen bei 1 ⁄2 D., im 4. Jh. v. Chr. dann bei 1 Drachme. Noch unter römischer Herrschaft wurden von einigen Städten Griechenlands Silber-D. bzw. Tetra-D. geschlagen, wobei die attische D. dem römischen Denar entsprach. Damit war sie jedoch nach der Abwertung des Denars unter Kaiser Nero zu niedrig bewertet und verschwand daher aus dem Umlauf. Im ptolemäischen Ägypten war die D. zur Kupfermünze herabgesunken. Seit Kaiser Tiberius war die alexandrinische Billon-Tetra-D. dem römischen Denar wertgleich. → Dekadrachme
2. Silbermünze des persischen Sasaniden-Reichs von 226 bis 651 n. Chr. im Durchschnittsgewicht von 3,9 g. Die Münzen weisen über die Jh. ein sehr konstantes Münzbild auf: Vs. der bekrönte Herrscher (die Krone wechselte bei jedem und ermöglicht so die Zuordnung der Münzen), Rs. Feueraltar mit zwei Priesterfiguren. Auch nach der arabischen Eroberung des Sasaniden-Reichs und dem Tod Yazdgerds III. im Jahr 641 wurden dessen D. und diejenigen von König Khusro II. (590 bis 628) mit leichten Veränderungen als sogenannte arabo-sasanidische D. bis zu Beginn des 8. Jh. von den arabischen Herrschern auch weiterhin geprägt. Und noch im 8. Jh. waren die sasanidischen D. – allerdings mit dreisprachigen Inschriften in Brahmi, Baktrisch und Pahlawi – das Vorbild für die Münzprägung der Hunnen (Hephthaliten) im Gebiet des heutigen Afghanistan.
3. Mittelalter. Münzen, die von den Kreuzfahrern in der Mitte des 13. Jh., auch als Halb-D., in Akkon geschlagen wurden. Ursprünglich wurden sie mit pseudokufischen Legenden geprägt, die später auf Weisung von Papst Innozenz IV. (1243 –1254) in christliche Legenden umgewandelt wurden, jedoch weiterhin in arabischer Sprache. Vs. Inschriftenviereck mit Kreuz in der Mitte, Rs. ebenfalls Inschriftenviereck und Umschrift.
4. Neuzeit. Hauptmünze des 1831 gegründeten Königreichs Griechenland (1 D. = 100 Lepta), Feingewicht: 4,029 g Silber bei 4,477 g Rauhgewicht. Durch Anschluß an die → Lateinische Münzunion verringerte sich 1867 das Feingewicht. Bis zur Einführung des Euro 2002 war die D. Hauptwährungseinheit von Griechenland.
5. Französisches Münzgewicht entsprechend dem → Gros.

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Sasanidische Drachme Khusros II. (590 – 628), Jahr 4 = 593/94