Écu
Auch Écu blanc, Écu d’argent (franz., weißer bzw. silberner Schild): Name der unter König Ludwig (Louis) XIII. (1610 – 1643) 1641 eingeführten französischen Taler-Münze zu 3 Livres oder 60 Sols. Der Name wurde von dem großen Wappenschild mit den drei bourbonischen Wappenlilien abgeleitet. Da dieser Münztyp unter vier französischen Königen mit Namen Ludwig (Louis) ausgeprägt wurde, waren auch die Bezeichnungen Louis blanc und Louis d’argent (silberner Ludwig) gebräuchlich. Die letzten É. wurden 1795 geschlagen, umlauffähig waren sie in Frankreich bis 1834. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde der É. im 18. Jh. unter der Bezeichnung Franzgeld, Laubtaler, Federtaler oder Lorbeertaler zu einer dominierenden Taler-Münze im Geldumlauf. Nach dem Münzbild der Rs., dem Bildnis des Königs auf der Vs. und verschiedenen Besonderheiten wurden im Verlauf von rund 150 Jahren zahlreiche, auch in der offiziellen Bewertung variierende É. geschlagen. Vor allem in der Regierungszeit von König Ludwig (Louis) XIV. (1643–1715) resultierten die wechselnden Motive häufig daraus, daß die Münzen vom Staat offiziell (unter Strafandrohung) eingezogen, kalt umgeprägt und zu einem höheren Kurswert wieder ausgegeben wurden. Diese Maßnahmen (direkte Vermögensbesteuerung) werden numismatisch als sogenannte „Réformations“ bezeichnet. Sie dienten der Geldbeschaffung für die permanenten räuberischen Aggressionen Frankreichs gegenüber seinen Nachbarstaaten im letzten Viertel des 17. Jh. und im Spanischen Erbfolgekrieg zu Beginn des 18. Jh. Nachfolgend sind die Haupttypen des É. zusammengestellt: Écu à la meche courte (É. mit kurzer Locke), von 1643 bis 1645 geprägter Typ des É., bei dem der Kopf des kindlichen Herrschers mit einer kurzen Locke dargestellt ist. Écu à la meche longue (É. mit langer Locke), von 1646 bis 1663 ausgebrachter Typ des É. noch mit kindlichem Herrscher, jedoch mit langer, bis zur Schulter reichender Locke. Écu au buste juvénile (É. mit jugendlichem Brustbild), von 1662 bis 1676 (in der Münzstätte Pau bis 1680) verwendete Brustbilddarstellung des jugendlichen Königs. Écu du Parlement, Écu à la cravate, Typ des É., der von 1672 bis 1686 gemünzt wurde. Das Tuch (Jabot), das der König auf diesen Münzen trägt, erinnert an ein Bestandteil der Robe der Mitglieder des Parlements (oberster französischer Gerichtshof der damaligen Zeit) und war die Ursache für den Beinamen dieses É.-Typs. Den Typ des É. mit dem alten Kopfbild des Königs gibt es zwar, doch wird er von der französischen Numismatik für Ludwig (Louis) XIV. nicht in Anspruch genommen. Der Ausdruck É. à la vieille tête (É. mit altem Kopf) wird lediglich für die entsprechenden Prägungen von Ludwig (Louis) XV. (1715 –1774) verwendet, die von 1770 bis 1774 ausgegeben wurden. Écu aux huit L (É. mit acht L), ein Typ des É., bei dem der Wappenschild von vier Paaren bekrönter Großbuchstaben „L“ ersetzt ist. Dieser É. wurde von 1690 bis 1693 in großen Stückzahlen in fast allen französischen Münzstätten geprägt. Sein offizieller Wert war mit 3 Livres 6 Sols, im Elsaß mit 6 Livres 12 Sols festgelegt. Zwischen 1704 und 1709 stieg er auf 4 Livres (80 Sols), im Elsaß auf 88 Sols. Zwischen 1704 und 1709 weisen diese É. im Zentrum nicht mehr das Münzzeichen, sondern das französische Wappen (drei Lilien) oder die drei Lilien kombiniert mit dem Wappen von Béarn und Navarra auf. Unter König Ludwig (Louis) XV. (1715-1774) wurde ein modifizierter É. aux huit L herausgegeben, bei dem sich das Münzzeichen in der Umschrift befindet. Écu aux insignes, Typ des É., bei dem der runde Wappenschild auf zwei gekreuzte Zepter aufgelegt ist. Diese É. gab es von 1701 bis 1704. Écu aux tres couronnes, É. mit drei Kronen, die im Zentrum das jeweilige Münzzeichen einfassen, ausgebracht von 1709 bis 1715. Wegen der großen Allonge-Perücke des Königs wird dieser Typ auch als É. à la perruque bezeichnet. In deutschen Urkunden des 18. Jh. taucht für diesen Typ der Name „Kronentaler“ auf.
Es gibt noch einige Sondertypen des É. unter Ludwig (Louis) XIV., bei denen nicht oder nicht nur das französische Wappen auf den Münzen vorkommt. Je nach den Wappenkombinationen heißen diese Münzen É. France-Navarre, É. France-Navarre-Béarn oder É. de Dauphiné (außerordentlich seltener, nur 1702 in der Münzstätte Grenoble mit Münzzeichen Z geprägter Typ). Écu aux palmes, É. mit rundem Wappenschild, der von zwei Palmzweigen flankiert wird, geprägt 1693 bis 1701. Écu Carambole, É. de Flandre, É. de Bourgogne. → Carambole .
Écu de Navarre wurden in den Jahren 1718/19 in fast allen Münzstätten Frankreichs geschlagen. Sie weisen einen gevierten Schild Frankreich–Navarra auf. In der langen Regierungszeit König Ludwigs (Louis) XV. (1715 –1774) wurden außer dem É. de Navarre zwischen 1715 und 1718 der É. Vertugadin, von 1726 bis 1741 der É. aux lauriers, von 1740 bis 1772 der É. au bandeau und von 1770 bis 1774 der É. à la vieille tête geprägt. Die É. aux lauriers wurden in Frankreich auch É. neuf (neuer É.) genannt. In den deutschen Staaten liefen diese Münzen in großer Zahl unter den Bezeichnungen Franzgeld, Lorbeertaler, Laubtaler (nach den Lorbeerzweigen, von denen der französische Schild flankiert ist) um. Unter der Regierung König Ludwigs (Louis) XVI. (1774 –1793) wurde der Typ des É. aux lauriers fortgesetzt. Als letzte É.-Prägung entstanden während der Revolutionszeit der É. constitutionnel und der É. de six (6) livres.
Der É. de Calonne ist eine nach dem damaligen Finanzminister benannte schöne Probemünze von 1786.
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GIBRALTAR
Britisches Überseegebiet, 70 Écu, 1993
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SCHWEIZ
Bundesstaat, 20 Écu, 1995
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