Schwundgeld
Auf privaten Initiativen beruhende Papiergeldart mit einem während seines Umlaufs regelmäßig anwachsenden Disagio. Nach der sozialutopischen Geldtheorie von Silvio Gesell (1862 –1930) verloren Geldscheine bei einer festgelegten Laufzeit, z. B. 20 Wochen, jede Woche 1% ihres Werts. Sie sollten nach Ablauf der Gültigkeitsdauer gegen neue Geldscheine umgetauscht werden. Die Wirkungen sollten ein schneller Geldumlauf (Rücklauf zur Bank bzw. Verbrauch bei Einkäufen und dergleichen) sowie eine wirtschaftliche Selbsthilfe in der Zeit der Weltwirtschaftskrise sein. Für Guthaben sollten keine Zinsen gewährt werden. Der Umlauf der Geldscheine sollte nach einem Index staatlich geregelt werden. Praktische Anwendung erlangte das Schwundgeld durch sog. „Tauscher“ 1931 in Gera (Thüringen), 1932 in Wörgl (Tirol), 1945 in Jugoslawien. Die Idee des Schwundgeldes wird immer ’mal wieder aus der Versenkung geholt, z. B. in jüngster Vergangenheit durch die „Chiemgauer“ oder „Berliner“.