Schüsselpfennig: Unterschied zwischen den Versionen

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Auch gehulchter Pfennig: infolge der Prägetechnik konkaver, einseitig beprägter Pfennig-Typ, der 1374 in der Pfalz durch das Prägen von Pfennigen nur mit einem Oberstempel auf einem größeren Schrötling entstand, wobei die Randpartien schüssel- bzw. tellerförmig nach oben gedrückt wurden. Vorläufer der S. sind die Straßburger Engel- und Lilienpfennige und Trierer Pfennige, die bereits am Anfang des 14. Jh. geschlagen worden sind. Die Pfälzer „Weckeler“ (Münzbild ist ein Weckenschild) wurden ab etwa 1390 aus gebracht. Auch sie wiesen den charakteristischen dicken Perlkreis auf, der bei späteren S. des 16. bis 18. Jh. nicht mehr vorhanden ist. Ihre gewölbte Form war für den Kleingeldverkehr sehr praktisch, weil man die Pfennige dadurch besser greifen konnte als ein flaches Plättchen. Die Aschaffenburger Konvention von 1424 legte Ausprägung der Schüsselpfennige fest, Feingehalt 500⁄1000, wobei 38 Stück auf das Lot gingen, bei den Halbpfennigen 70 Stück auf das 7⁄16 feine Lot; 1 Stück hatte also 0,20 g Feingewicht bei 0,39 g Rauhgewicht, der Halbpfennig 0,1 g bei 0,21 g Rauhgewicht. Spätere Schüsselpfennige waren von wesentlich schlechterem Gehalt, z. B. die der Grafen von Leiningen-Westerburg oder Nassau-Holzappel im 17. Jahrhundert. Die Verbreitung der Schüsselpfennige umfaßte Süd- und Südwestdeutschland (Elsaß, Pfalz, Mainz, Speyer, Bayern, Württemberg), Westdeutschland (Trier, Köln), Hessen (Waldeck, Fulda), den Harz (Braunschweig-Lüneburg, niedersächsische Städte) bis nach
 
Auch gehulchter Pfennig: infolge der Prägetechnik konkaver, einseitig beprägter Pfennig-Typ, der 1374 in der Pfalz durch das Prägen von Pfennigen nur mit einem Oberstempel auf einem größeren Schrötling entstand, wobei die Randpartien schüssel- bzw. tellerförmig nach oben gedrückt wurden. Vorläufer der S. sind die Straßburger Engel- und Lilienpfennige und Trierer Pfennige, die bereits am Anfang des 14. Jh. geschlagen worden sind. Die Pfälzer „Weckeler“ (Münzbild ist ein Weckenschild) wurden ab etwa 1390 aus gebracht. Auch sie wiesen den charakteristischen dicken Perlkreis auf, der bei späteren S. des 16. bis 18. Jh. nicht mehr vorhanden ist. Ihre gewölbte Form war für den Kleingeldverkehr sehr praktisch, weil man die Pfennige dadurch besser greifen konnte als ein flaches Plättchen. Die Aschaffenburger Konvention von 1424 legte Ausprägung der Schüsselpfennige fest, Feingehalt 500⁄1000, wobei 38 Stück auf das Lot gingen, bei den Halbpfennigen 70 Stück auf das 7⁄16 feine Lot; 1 Stück hatte also 0,20 g Feingewicht bei 0,39 g Rauhgewicht, der Halbpfennig 0,1 g bei 0,21 g Rauhgewicht. Spätere Schüsselpfennige waren von wesentlich schlechterem Gehalt, z. B. die der Grafen von Leiningen-Westerburg oder Nassau-Holzappel im 17. Jahrhundert. Die Verbreitung der Schüsselpfennige umfaßte Süd- und Südwestdeutschland (Elsaß, Pfalz, Mainz, Speyer, Bayern, Württemberg), Westdeutschland (Trier, Köln), Hessen (Waldeck, Fulda), den Harz (Braunschweig-Lüneburg, niedersächsische Städte) bis nach
Mitteldeutschland hinein (Magdeburg, Mansfeld, auch ein ernestinisch-sächsischer des 17. Jh. ist bekannt). In Kursachsen liefen geringhaltige Schüsselpfennige als „Eindringlinge“ um und wurden als → [[Näpfchenheller|Näpfchenheller]] bezeichnet. S. wurden bis in das 18. Jh. ausgebracht, vor allem in den Harz-Münzstätten der verschiedenen braunschweig-lüneburgischen Linien. Auch in der Schweiz wurden S. geprägt, im 18. Jh. z. B. in Appenzell Innerrhoden zwischen 1737 und 1743 sowie von der Stadt St. Gallen sogar noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und vom Kanton St. Gallen ohne Jahresangabe noch bis 1822.[[Datei:Schüsselpfennig_Bild_2.png|frameless|center]]
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Mitteldeutschland hinein (Magdeburg, Mansfeld, auch ein ernestinisch-sächsischer des 17. Jh. ist bekannt). In Kursachsen liefen geringhaltige Schüsselpfennige als „Eindringlinge“ um und wurden als → [[Näpfchenheller|Näpfchenheller]] bezeichnet. S. wurden bis in das 18. Jh. ausgebracht, vor allem in den Harz-Münzstätten der verschiedenen braunschweig-lüneburgischen Linien. Auch in der Schweiz wurden S. geprägt, im 18. Jh. z. B. in Appenzell Innerrhoden zwischen 1737 und 1743 sowie von der Stadt St. Gallen sogar noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und vom Kanton St. Gallen ohne Jahresangabe noch bis 1822.
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Aktuelle Version vom 30. Juli 2021, 17:51 Uhr

Schüsselpfennig.png
Lilienpfennig o. J. der deutschen Reichsstadt Straßburg aus dem frühen 14. Jahrhundert

Auch gehulchter Pfennig: infolge der Prägetechnik konkaver, einseitig beprägter Pfennig-Typ, der 1374 in der Pfalz durch das Prägen von Pfennigen nur mit einem Oberstempel auf einem größeren Schrötling entstand, wobei die Randpartien schüssel- bzw. tellerförmig nach oben gedrückt wurden. Vorläufer der S. sind die Straßburger Engel- und Lilienpfennige und Trierer Pfennige, die bereits am Anfang des 14. Jh. geschlagen worden sind. Die Pfälzer „Weckeler“ (Münzbild ist ein Weckenschild) wurden ab etwa 1390 aus gebracht. Auch sie wiesen den charakteristischen dicken Perlkreis auf, der bei späteren S. des 16. bis 18. Jh. nicht mehr vorhanden ist. Ihre gewölbte Form war für den Kleingeldverkehr sehr praktisch, weil man die Pfennige dadurch besser greifen konnte als ein flaches Plättchen. Die Aschaffenburger Konvention von 1424 legte Ausprägung der Schüsselpfennige fest, Feingehalt 500⁄1000, wobei 38 Stück auf das Lot gingen, bei den Halbpfennigen 70 Stück auf das 7⁄16 feine Lot; 1 Stück hatte also 0,20 g Feingewicht bei 0,39 g Rauhgewicht, der Halbpfennig 0,1 g bei 0,21 g Rauhgewicht. Spätere Schüsselpfennige waren von wesentlich schlechterem Gehalt, z. B. die der Grafen von Leiningen-Westerburg oder Nassau-Holzappel im 17. Jahrhundert. Die Verbreitung der Schüsselpfennige umfaßte Süd- und Südwestdeutschland (Elsaß, Pfalz, Mainz, Speyer, Bayern, Württemberg), Westdeutschland (Trier, Köln), Hessen (Waldeck, Fulda), den Harz (Braunschweig-Lüneburg, niedersächsische Städte) bis nach Mitteldeutschland hinein (Magdeburg, Mansfeld, auch ein ernestinisch-sächsischer des 17. Jh. ist bekannt). In Kursachsen liefen geringhaltige Schüsselpfennige als „Eindringlinge“ um und wurden als → Näpfchenheller bezeichnet. S. wurden bis in das 18. Jh. ausgebracht, vor allem in den Harz-Münzstätten der verschiedenen braunschweig-lüneburgischen Linien. Auch in der Schweiz wurden S. geprägt, im 18. Jh. z. B. in Appenzell Innerrhoden zwischen 1737 und 1743 sowie von der Stadt St. Gallen sogar noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und vom Kanton St. Gallen ohne Jahresangabe noch bis 1822.

„Weckeler“ o. J. des Pfalzgrafen Stephan von Pfalz-Simmern (1410 – 1453)


Schüsselpfennig o. J. der deutschen Reichsstadt Hagenau im Elsaß mit besonders markantem Perlkreis