BesondereStuecke:Besonderes Stück 20: Unterschied zwischen den Versionen
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− | <div | + | <div class="coinCaption">Silber-Medaille 1860 (von Wenzel Seidan) auf das 500j. Bestehen des Bürger-Scharfschützenkorps. Wenzelskrone und Wappen, beiderseits mittelalterlicher Armbrustschütze bzw. moderner Flintenschütze. Rs.: Ansicht der Prager Burg mit St.-Veits-Dom, links und rechts Medaillons mit den Brbb. von Karl IV. und Franz Joseph, darum Schriftbänder. 46 mm. Slg. Doneb. 4893; Slg. Hauser 5028 (AE); Slg. Peltzer 1902; Slg. WT 7663 (AE). Feine Patina, Schrötlingsfehler, Kratzer auf dem Rand, vorzüglich+</div> |
Prag vor fünfhundert Jahren - dies macht der böhmische Medailleur Wenzel Seidan (1817-1870) in seiner Medaille zum Thema, die 1860 das 500jährige Jubiläum des Bürger-Scharfschützenkorps feiert. Seidan war einer der bedeutenden Medailleure des Habsburgerreichs, der allerdings auch international erfahren war. Seine Ausbildung hatte er in Wien absolviert, war mit einem staatlichen Stipendium nach Rom geschickt und mit Preisen geehrt worden und hätte sich vielleicht in Paris niedergelassen, wäre nicht die Revolution von 1848 dazwischengekommen. Er schuf viele schöne und anspruchsvolle Medaillen im Wiener Stil, den man dem ‘Biedermeier’ zuschreiben könnte. In der Medaille auf das Prager Jubiläum wählt er allerdings einen neuen Stil: Er erinnert in der Gestaltung an die Zeit Karls IV., der von 1346 bis 1478 als König und Kaiser das deutsche Reich regierte und als König von Böhmen Prag zu einer niegesehenen Blüte führte. Zu dieser Evokation auf der Medaille wird zeitgetreu gotisches Rankenwerk eingeführt und die Inschrift auf wehenden Spruchbändern präsentiert, wie auf gotischen Gemälden. Der Veitsdom auf dem Hradschin, eines der Hauptprojekte des Königs, wird in seinem historischen Zustand dargestellt, ohne die doppeltürmige Westfassade, die erst um 1900 vollendet wurde. Die prachtvolle Medaille mit seinen glänzenden Feldern ist ein herausragendes Zeugnis der damals erst einsetzenden historistischen Medaillenkunst des 19. Jahrhunderts. | Prag vor fünfhundert Jahren - dies macht der böhmische Medailleur Wenzel Seidan (1817-1870) in seiner Medaille zum Thema, die 1860 das 500jährige Jubiläum des Bürger-Scharfschützenkorps feiert. Seidan war einer der bedeutenden Medailleure des Habsburgerreichs, der allerdings auch international erfahren war. Seine Ausbildung hatte er in Wien absolviert, war mit einem staatlichen Stipendium nach Rom geschickt und mit Preisen geehrt worden und hätte sich vielleicht in Paris niedergelassen, wäre nicht die Revolution von 1848 dazwischengekommen. Er schuf viele schöne und anspruchsvolle Medaillen im Wiener Stil, den man dem ‘Biedermeier’ zuschreiben könnte. In der Medaille auf das Prager Jubiläum wählt er allerdings einen neuen Stil: Er erinnert in der Gestaltung an die Zeit Karls IV., der von 1346 bis 1478 als König und Kaiser das deutsche Reich regierte und als König von Böhmen Prag zu einer niegesehenen Blüte führte. Zu dieser Evokation auf der Medaille wird zeitgetreu gotisches Rankenwerk eingeführt und die Inschrift auf wehenden Spruchbändern präsentiert, wie auf gotischen Gemälden. Der Veitsdom auf dem Hradschin, eines der Hauptprojekte des Königs, wird in seinem historischen Zustand dargestellt, ohne die doppeltürmige Westfassade, die erst um 1900 vollendet wurde. Die prachtvolle Medaille mit seinen glänzenden Feldern ist ein herausragendes Zeugnis der damals erst einsetzenden historistischen Medaillenkunst des 19. Jahrhunderts. |
Aktuelle Version vom 30. März 2021, 17:26 Uhr
Prag vor fünfhundert Jahren - dies macht der böhmische Medailleur Wenzel Seidan (1817-1870) in seiner Medaille zum Thema, die 1860 das 500jährige Jubiläum des Bürger-Scharfschützenkorps feiert. Seidan war einer der bedeutenden Medailleure des Habsburgerreichs, der allerdings auch international erfahren war. Seine Ausbildung hatte er in Wien absolviert, war mit einem staatlichen Stipendium nach Rom geschickt und mit Preisen geehrt worden und hätte sich vielleicht in Paris niedergelassen, wäre nicht die Revolution von 1848 dazwischengekommen. Er schuf viele schöne und anspruchsvolle Medaillen im Wiener Stil, den man dem ‘Biedermeier’ zuschreiben könnte. In der Medaille auf das Prager Jubiläum wählt er allerdings einen neuen Stil: Er erinnert in der Gestaltung an die Zeit Karls IV., der von 1346 bis 1478 als König und Kaiser das deutsche Reich regierte und als König von Böhmen Prag zu einer niegesehenen Blüte führte. Zu dieser Evokation auf der Medaille wird zeitgetreu gotisches Rankenwerk eingeführt und die Inschrift auf wehenden Spruchbändern präsentiert, wie auf gotischen Gemälden. Der Veitsdom auf dem Hradschin, eines der Hauptprojekte des Königs, wird in seinem historischen Zustand dargestellt, ohne die doppeltürmige Westfassade, die erst um 1900 vollendet wurde. Die prachtvolle Medaille mit seinen glänzenden Feldern ist ein herausragendes Zeugnis der damals erst einsetzenden historistischen Medaillenkunst des 19. Jahrhunderts.