Thun-Taler1

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Die „Thun-Taler“: Deutsches Geld im 19. Jahrhundert

Waldeck-Pyrmont, Fürstentum, Georg Heinrich, „Kronenthaler“ 1824. Der Zwergstaat Waldeck-Pyrmont konnte nur eine Fürstenkrone über den „Kronentaler“ setzen, fällt jedoch durch das Landesemblem der Palme auf, auf der ein Steinblock liegt: Palma sub pondere crescit (die Palme wächst unter dem Gewicht). Ein winziges Wappen hängt am Stamm (Thun 406).

Währungswirrwarr
Deutschland hat sich seit dem 15. Jahrhundert zu einem der buntesten, wirrsten Währungsgebiete der Welt entwickelt, und wenn die Welt damals an irgendetwas hätte genesen können, dann sicher nicht am deutschen Geldwesen. Zugleich wurde Deutschland seit dem 18. Jahrhundert zunehmend mit ausländischem Silbergeld gefüttert. Es waren die vielen Kriege auf deutschem Boden, die zu einem massiven Zufluss ausländischen Geldes führten. Durch den Sold fremder Heere, vor allem aber jedoch durch die Subsidienzahlungen der ausländischen Mächte an ihre deutschen Verbündeten. Die Zersplitterung des deutschen Münzwesens lud auch geradezu dazu ein, an Gehalt und Gewicht verlässliche Münzen von auswärts in den Geldfluss einzuspeisen. Dieser Zustand hielt nach der Französischen Revolution an, da zwar die aberhundert Reichsstände und Münzherren des Heiligen Römischen Reiches sich auf dem Weg in den Deutschen Bund 1815 auf die Zahl 41 verringert hatten, doch es gab noch immer ein Dutzend Münzfüße der damals noch umlaufenden werthaltigen Kurant-Münzen. Sie reichten von einem altertümlichen 9-Taler-Fuß, der nur noch in Hannover geprägt wurde, bis zu einem Reichs- oder Kassen-Taler-Fuß von 16 Stück auf eine feine Kölnische Mark (233,8 g), der nur kurzzeitig von 1802 bis 1807 im Großherzogtum Berg gültig war. Und in Bremen gab es gar den „Taler Gold“, eine pure „Rechnungsmünze“ im Wert eines französischen Louis d'or oder von 72 Groten. Die zwischen 1863 und 1871 ausgegebenen talergroßen Silbermünzen „Taler Gold“ waren nur Gedenkprägungen. Der historisch gewachsenen Münzsysteme waren noch genug: Wenn's ums Geld ging, mussten unsere Ahnen jedenfalls gut kopfrechnen können.

Hohenzollern-Sigmaringen, Fürstentum, Carl, Doppeltaler 1844, nach der Leipziger Münzkonvention von 1838. Das Münzporträt stammt von Carl Wilhelm Doell, der aus dem auf Metallgravur spezialisierten Suhl in Thüringen stammte; die Münze wurde in Karlsruhe geprägt. Das schöne Wappen mit den beiden Mastiff-Hunden als Wappenhaltern ersetzte den durch den Münzvertrag vorgesehenen Eichenkranz auf den älteren Jahrgängen (Thun 207).

Thun-Taler sind keine Währung
„Thun-Taler“, weil der Beschreiber dieser Taler-Welten Norbert Thun war: „Deutsche Taler, Doppelgulden, Doppeltaler von 1800 bis 1871“ (zuerst 1974). Das Jahr 1800 ist dabei willkürlich gewählt, weder durch historische noch durch währungspolitische Zustände bedingt. Das Werk ist auch keine Geldgeschichte, sondern nur ein alphabetischer Typen-Katalog, doch seine leichte Handhabung hat ihn zu einem bewährten Instrument gemacht. Paul Arnold – Harald Küthmann – Dirk Steinhilber: Großer deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute (zuerst 1970, abgekürzt AKS) führen zu allen Staaten Listen der Münzsorten, aus denen sich leicht die Geldgeschichte ablesen lässt. Dennoch: beide Kataloge lassen die historische Entwicklung des Münzwesens in Deutschland nicht eigentlich erkennen. Dabei führte erst die Zusammenführung der verschiedenen Währungsgebiete durch Münzkonventionen zu größeren Währungsgebieten, die nach 1856 sogar die deutschen Länder des Habsburgerreiches umfasste. Nach der Errichtung des Deutschen Reiches 1871 gab es nur noch eine einzige Währung: die Mark. Sie war - nach Jahrhunderten der Silberwährung - eine reine Goldwährung. So ist die Geldgeschichte Deutschlands auch die Geschichte seiner Münzkonventionen.




Schwarzburg-Rudolstadt, Fürstentum, Friedrich Günther, „Speciesthaler“ 1812. Die Wertseite imitiert mit dem Eichenkranz die damals umlaufenden preußischen „Reichstaler“, doch handelt es sich bei dieser Münze um einen viel höherwertigen Konventions“spezies“taler. Die Münze mit dem bubenhaften Porträt des Fürsten wurde in Saalfeld geprägt, der alten Münzstätte Thüringens, die bis 1846 noch unter Talergröße prägte und dann geschlossen wurde (Thun 391).
Sachsen, Königreich, Friedrich August III., Konventionstaler 1809. „Sächsische Taler“ wurden in großen Mengen ausgebracht und wurden namengebend für die Konventionstaler. Dieser Jahrgang wurde mit 563.000 Exemplaren geprägt (Thun 292).

Der Konventionstaler
Welche Kurantmünzen (sog. „grobe Sorten“) liefen seit 1800 in Deutschland um? Da galt zunächst der Speciestaler, der ursprünglich der seit 1566 geprägte Reichstaler mit 9 Stück aus einer Kölnischen Mark Feinsilber (25,984 g Feinsilber) war. Als 1753 durch eine Konvention zwischen Österreich und Bayern der Taler mit 10 Stück auf eine feine Mark (233,86 g Feinsilber) festgelegt wurde und ein Gulden als Halbstück mit 20 auf die feine Mark, wurde damit eine hochwertige und zuverlässige Münze geschaffen. Dieser Münzfuß erhielt die Bezeichnung 20-Gulden-Fuß oder Konventionsfuß. Der Maria-Theresia-Taler ist der bekannteste nach dieser Konvention geprägte Taler. Österreich blieb noch bis 1856 bei diesem Konventionsfuß, Sachsen bis 1838. Danach übernahm das Königreich den preußischen Talerfuß. In Deutschland verband sich der Konventionstaler im 19. Jahrhundert so sehr mit dem kontinuierlich und in großen Massen prägenden Königreich Sachsen, dass er gemeinhin „sächsischer Taler“ genannt wurde. Der Konventionstaler übernahm die Funktion des Speciestaler und wurde deshalb auch Konventionsspeciestaler genannt. „Species“ – das bedeutet die Münze als Ding, meinte den konkreten Taler im Gegensatz zu einer Rechnungsmünze, die nicht geprägt, sondern nach der nur berechnet wurde. So wäre z. B. ein umlaufender „Laubtaler“, der französische Écu à six livre, nicht als solcher in den Geschäftsbüchern aufgetaucht, sondern in seinem jeweiligen Rechnungswert: in Bayern in Gulden, in Preußen als Reichstaler. Dafür gab es Umrechnungstabellen.












Württemberg, Königreich, Wilhelm, „Kronen Thaler“ 1827. Der Kronentaler hatte den Konventionstaler in Württemberg verdrängt, ähnlich wie in Bayern. Neben wenigen Konventionstalern wurden vor allem Gulden geprägt (Thun 434).
Württemberg, Königreich, Wilhelm, „Zwey Gulden“ 1847. Der Doppelgulden nach dem 24 1⁄2 -Gulden-Fuß entspricht dem Münchner Münzvertrag von 1837 und war nach dem Leipziger Vertrag von 1838 1 preußischer Taler, 4 Silbergroschen und 3 1/2 Pfennig wert (Thun 437).

„Konvention Rheinisch“
Doch neben den Silbertalern nach festem Schrot und Korn, den „Speciestalern“, liefen vor allem die kleineren Silberstückelungen um. Sie waren die Grundlage für die Münzversorgung in den deutschen Staaten. Die kleinen Sorten enthielten häufig weniger Silber, als sie im Verhältnis zum Taler haben sollten – hierin lag der Gewinn für den Münzherrn, der „Schlagschatz“, und der war durch das Kleingeld besonders hoch. Die häufigste, geläufigste Münze in der Konventionswährung war das 20-Kreuzer-Stück (1/3 Gulden), das sogenannte „Kopfstück“ nach dem jeweils abgebildeten Kopf des Münzherrn. Österreich, das den Konventionstaler zuerst eingeführt hatte, prägte auch die kleineren Kreuzerstücke mit korrektem Silberanteil, während Bayern geringerwertige Silbersorten ausgab – die Währungsparität zwischen den beiden Ländern war damit nicht mehr gegeben und die Konvention wurde bereits 1754 aufgekündigt. Unter diesen Umständen wurden die guthaltigen Konventionsmünzen mit einem Aufschlag gehandelt, der Konventionstaler in Bayern nicht mit 2 fl (Gulden) bewertet, sondern mit 2 fl 24 kr (Kreuzer) in den kleineren Silbersorten. Die Abwertung der bayerischen und süddeutschen Silbermünzen betrug also 20%. Diese neue Rechnungswährung wurde 24-Gulden-Fuß, auch Rheinischer Fuß, genannt, und sie wurde die „Währung“ Bayerns. Sie ist ohne den Konventionstaler nicht zu verstehen, und doch eine eigene „Währung“. Der in Bayern auch ausgemünzte Konventionstaler kostete in kleinen Sorten 24 kr mehr als anderswo.

Ein Intermezzo: Der hohe Norden
Dennoch gab es den alten Speciestaler nach dem 9-Taler-Fuß: In Schleswig und Holstein lief er, der im Königreich Dänemark Kurantwährung war, zu 60 Schilling (25,282 g Feinsilber) um, bis unter König Christian VIII. (1839-1848) der dänische Rigsbankdaler zu 30 Schilling Kurant eingeführt wurde. Schleswig war Teil des Königreichs Dänemark, während Holstein zum Deutschen Bund gehörte. Aus dieser komplizierten staatsrechtlichen Stellung sollte 1864 der deutsch-dänische Krieg erwachsen. Man sieht hier, wie ausländische Währungen bis nach Deutschland reichten.

Von der Rechnungswährung „Taler Gold“ der Hansestadt Bremen war schon die Rede. Die Freie und Hansestadt Hamburg hatte ebenfalls ihre eigene Währung, sie war ursprünglich die von Lübeck: 1 Mark zu 16 Schillingen, der Taler galt 3 Mark oder 48 Schillinge. Die Hamburger Courant-Währung galt seit 1725 und rechnete 34 Mark auf eine Kölner Mark. Geprägt wurden im Jahr 1809 Stücke zu 32 Schillingen in 750/1000 und 968/1000 Silber, an niedrigen Nominalen bis in die 1850er Jahre Dreilinge, Sechslinge und Schilling in Billon-Silber. Im Jahr 1856 schloss sich Hamburg schließlich der etwas leichteren preußischen Talerwährung an (umgerechnet 35 Mark auf eine Kölner Mark fein) und setzte das Talerstück zu 2 ½ Mark Kurant fest. Als 1857 das „Zollpfund“ zur Gewichtsnorm der Vereinstaler bestimmt wurde, blieben Hamburg und Lübeck bei der Kölnischen Mark. Beide Städte prägen erst wieder nach Einführung der Mark des Deutschen Reiches.

Preußen, Königreich, Friedrich Wilhelm III., „Reichsthaler“ 1814 A (Berlin). Der Taler nach dem Graumanschen Münzfuß von 14 Taler auf die Kölnische Mark fein heißt hier noch ausdrücklich „Reichstaler“, auf dem folgenden sog. Kanonentaler steht nur noch „Ein Thaler“ (Thun 244).
Preußen, Königreich, Wilhelm I., „Sieges Thaler“ 1871, ein Vereinstaler ohne Angabe des Münzfußes, geprägt aus Anlass des Sieges über Frankreich. Die Königreiche Bayern, Sachsen und Württemberg prägten ebenfalls „Siegestaler“. (Thun 272).

Der „Reichstaler“, der nur ein preußischer war
Die zweite bedeutende Talermünze war der „Reichstaler“ nach dem sog. Graumanschen Münzfuß von 14 Talern auf eine feine Mark (16,704 g Feingewicht) – der Name Reichstaler ist reichlich irreführend, fast anmaßend, denn mit dem alten Reichsfuß von 1566 hat er nichts zu tun. Der Münzfuß geht auf den preußischen Generalmünzdirektor Johann Philipp Grauman zurück, der seit 1750 den Taler kontinuierlich prägen ließ. Dieser Münze war unter allen Talern in Deutschland die beste Zukunft beschieden: Der Reichstaler wurde eine Grundlage der Leipziger Münzkonvention von 1838, als die preußische Talerwährung mit der süddeutschen Guldenwährung im Rahmen des deutschen Zollvereins harmonisiert wurde und die Vertragsstaaten eine Vereinsmünze von zwei Talern = 3 ½ Gulden prägten. Damit wurde auch Süddeutschland für den preußischen Taler geöffnet. Als 1857 im Wiener Münzvertrag der „Vereinstaler“ eingeführt wurde, legte man wieder den Reichstaler zugrunde. Man führte als Maßeinheit das „Zollpfund“ von 500 g ein und prägte 30 Stück fein, doch war der Unterschied zwischen Reichstaler und Vereinstaler minimal (16,704 zu 16,667 g), so dass auch die alten preußischen „Reichstaler“ weiterhin umlaufen konnten.

Leipzig A.D. 1687
Der dritte ausgeprägte Münzfuß war der Leipziger von 1687. In jenem Jahr führte Brandenburg einen Guldenfuß von 18 Gulden ein, was einem 12-Taler-Fuß entspricht. Diese Gulden liefen als 2/3 Taler um und fallen allesamt durch ihre schwungvollen Wertziffern auf. Der altertümliche Leipziger Fuß war in Nord- und Nordostdeutschland bald gut eingeführt und spielte eine Rolle im Ostseehandel: In Hannover, im dänisch regierten Lauenburg und in Mecklenburg-Schwerin wurden solche 2/3 Taler ausgeprägt, wohingegen man Talerstücke im Leipziger Fuß nicht antrifft.








Großherzogtum Berg, Joachim Murat, Taler 1806, nach 16-Taler-Fuß. Die Münze trägt keinen Münznamen, sondern nur den Taler-Fuß. Der war so ungewöhnlich, dass die Münze anderswo nicht umlaufen konnte, darum: „Landmünze“ (Thun 110).

Der groteske Ausnahmefall: 16-Taler-Fuß „Bergische Landmünz“
Als Kuriosum der Kurantmünzen sei der (Reichs- oder Kassen-) Taler im 16-Taler-Fuß (14,6 g Feinsilber) erwähnt. Er wurde nur für das Herzogtum bzw. Großherzogtum Berg ausgemünzt, das zuerst Kurfürst Max I. Joseph von Bayern (1799-1806) unterstand, dann Joachim Murat (1806-1808), Napoleons furiosem Reitergeneral. Dieser „Taler“, der fast dem Gulden Leipziger Fuß entsprach, hatte nur einen eng begrenzten Umlauf, doch sagt dies schon die Umschrift: „Bergische Landmünz“ – so floss das geringwertige Geld nicht in die Nachbarländer ab. Noch geringer an Wert war der von Murat ausgegebene „Bergische Cassa-Taler“, der nur noch 13,0 g Feinsilber enthielt. Die Cassa-Taler sind selten und bringen auf dem Markt heute hohe Preise.




Bayern, Königreich, Max I. Joseph, „Baierischer Kronthaler“ 1820. Die Devise „Pro Deo et Populo“ (Für Gott und das Volk) vereinigt die gottgegründete etablierte Macht mit dem Volkswohl als Verpflichtung aus der Französischen Revolution. Die Herrschaftszeichen sind eine ziemlich genaue Wiedergabe der 1806 in Paris gefertigten Kroninsignien. (Thun 44).
Bayern, Königreich, Ludwig I., „Baierischer Kronthaler“ 1834. Der „Krontaler“ trägt seine Wertbezeichnung in der Randschrift, sonst ist die Münze ganz Verherrlichung des egozentrischen Königs: Die Krone im Lorbeer- und Eichenkranz, die persönliche Devise „Gerecht und Beharrlich“, das klassische Porträt (Thun 48).

Kriegsgeld ist kein gutes Geld: der Kronentaler
Zur wichtigsten Münze im frühen 19. Jahrhundert wurde jedoch der Kronentaler. Er hatte seit 1755 die alten niederländischen Dukatonen ersetzt und wurde zunächst in den österreichischen Niederlanden geprägt, er hieß im Sprachgebrauch deshalb auch „Brabanter Taler“. Mit 25,79 g Feinsilber (rau 29,44 g) war der Kronentaler höher im Wert als der Konventionstaler, der kurz zuvor eingeführt worden war. Er wurde in Süddeutschland mit 2 fl 38 ½ kr bewertet, 14 ½ Kreuzer höher als der Konventionstaler. Während der Kriege in Folge der Französischen Revolution wurde der Kronentaler jedoch von den Emittenten noch höher in Kurs gesetzt und war 1793 mit 2 fl 42 kr klar überbewertet – er wurde damit Geld zur Kriegsfinanzierung. Der Kronentaler mit 40 mm Durchmesser war eine auffällige Münze mit einem markanten Bild: unter Kaiserin Maria Theresia das burgundische Andreas-Kreuz, in den Winkeln vier Kronen, die ihm den Namen gaben, rückseitig der Reichsadler mit aufgelegtem österreichischem Wappenschild. Unter Kaiser Joseph II. (seit 1781) und seinen Nachfolgern wird das Bild deutlich vereinfacht: Es erschien das Brustbild des Monarchen, anderseits das weiter ausgeschmückte Blumenkreuz, auf dem in der Mitte das Feuereisen des Ordens vom Goldenen Vlies liegt, statt der vierten Krone im unteren Winkel sieht man das Kleinod des Ordens. Der österreichische Kronentaler wurde nicht nur in Brüssel und Wien hergestellt, sondern später in fast allen Münzstätten des Habsburger Reiches und war in Zentraleuropa der einzige Konkurrent der französischen Währungen Écu und Franc.

Der Kronentaler wurde auch die Kurantmünze Süddeutschlands, geprägt von Bayern zwischen 1809 und 1837, von Baden, wo er seit 1813 die einzige Talerwährung war, von Württemberg seit 1810, Nassau seit 1816, Hessen-Darmstadt seit 1819. Die Gestaltung war jeweils völlig unterschiedlich. Die Prägung hörte erst auf, als die süddeutschen Staaten 1837 im Münchner Münzvertrag den Süddeutschen Münzverein gründeten, um die beiden Talerwährungen, Kronen- und Konventionstaler, auf eine zu reduzieren. Danach wurden Guldenmünzen nach einem leicht abgewerteten 24-Gulden-Fuß im 24½ -Gulden-Fuß geprägt. Im Jahr darauf wurde mit dem Dresdner Münzvertrag das süddeutsche Gulden- mit dem preußischen Taler-System durch die Prägung des 2-Taler-Stückes vereinbar gemacht. Der Kronentaler war zwar mit dem Dresdener Münzvertrag von 1857 als Währungsmünze passé, doch er lief noch weiter um und wurde erst 1874 mit der Einführung der Mark endgültig außer Kurs gesetzt.

Fallbeispiel I: Königreich Bayern
Nach der Revue der Taler und Münzfüße nun zwei Beispiele für den deutschen Münzen- und Währungswahn. Von Bayern war schon kurz die Rede: Ausgeprägt wurden Kronentaler seit 1809 und Konventionstaler seit 1753, mit der Besonderheit, dass die Serie von Geschichtstalern König Ludwigs I. im Konventionsfuß, das Umlaufsilber in Kronentalern geprägt wurde. Als durch die Dresdner Münzkonvention von 1838 statt der Konventionstaler die neuen Doppeltaler (im Verhältnis 10:7 auf die Mark) geprägt werden sollten, bedauerte König Ludwig, geizig wie er war, dass man nun für die neuen Formate auch neue Prägewerkzeuge herstellen müsse – man weiß davon aus den sog. Signaten des Königs zu den vorgelegten Akten. Also wurden kurzerhand die gewichtigeren neuen Münzen in der gleichen Werkzeuggröße geprägt wie die Konventionstaler, mit der Folge, dass sie fast eineinhalbmal so dick wurden. Die Geschichtstaler waren zwar nicht eigentlich für den Geldumlauf bestimmt, dennoch wurden die Münzen als unhandlich und unförmig angesehen. Die Doppeltaler des Nachfolgers Maximilian II. wurden von vornherein in der üblichen Größe der Doppeltaler geprägt; die Umstellung von den alten Doppeltalern auf die Vereinsdoppeltaler von 1856 war wegen des minimalen Gewichtsunterschieds frei von solchen Problemen. Bayern prägte die Vereinstaler wie die übrigen Staaten mit Herrscherporträt und Wappen, doch es gab unter König Ludwig II. ein weiteres Münzbild: das der Madonna mit Kind, auf Wolke und Mondsichel thronend, geziert mit Krone und Szepter. Schon der sehr fromme, zutiefst katholische Kurfürst Maximilian (1597/1623-1651) hatte die Madonna als Patrona Bavariae auf die Taler gesetzt, auch hatten die Konventionstaler des 18. Jahrhunderts sowohl Wappen- wie auch Madonnenbilder. Der erste bayerische König Max I. Joseph (1799/1806-1825) allerdings, der ein konfessionell vielfältiges Reich neu erworben hatte, hat auf den monetären Ausdruck des bayerischen Katholizismus keinen Wert gelegt; erst Ludwig II. nahm die alte Darstellungstradition wieder auf. Die Vereinstaler mit Madonnenbild sind heute bei Sammlern beliebt, wie sie es früher auch waren, als sie häufig an die Trachten-Charivaris gehängt wurden.

Hannover, Königreich, Wilhelm IV., „16 Gute Groschen“ 1831. Die Münze mit dem hannoverschen Sachsenross führt zwei Münzfüße an: den Konventionsgulden und den 2/3 Taler nach dem Leipziger „Reichsfuß“ in Guten Groschen, den alten Fürstengroschen zu 1/24 Taler. Das Stück wurde in Clausthal aus Harzsilber geprägt und war aus Feinsilber, als eher zur Aufbewahrung als zum Umlauf geeignet (nicht bei Thun).
Hannover, Kurfürstentum, Georg III., 2/3 Taler nach dem „Reichs Fuss“ (der Leipziger12-Taler-Fuß) 1806. Die feingeschwungene „2/3“ ist Chiffre für den Leipziger „Reichsfuß“, der noch eigens genannt ist. Dieser Münzfuß hatte sich im nordostdeutschen Handel durchgesetzt und wurde deshalb in Hannover über Jahrzehnte geprägt. Die dünne Münze ist aus Feinsilber und daher erheblich leichter als legierte Münzen (nicht bei Thun).
Hannover, Königreich, Ernst August, Taler 1840 nach dem preußischen 14-Taler-Fuß. Das Wappen mit Krone und Ordenskollane folgt der Gestaltung des preußischen Talers. Das Stück aus Feinsilber (993/1000) aus Clausthal („A“) ist ein Viertel leichter als die legierten späteren Taler (Thun 157).

Fallbeispiel II: Königreich Hannover
Ein währungspolitisches Feenreich war Hannover, das nach Napoleons Fall 1814 zum Königreich geworden war, ein Feenreich der Währungen, Bezeichnungen und Ausprägungen. Das Kurfürstentum Hannover hatte bis Ende des 18. Jahrhunderts nach dem Reichs- oder Leipziger Fuß von 1687 (12-Taler-Fuß) geprägt, der im Norden Deutschlands beliebt war. Bevor der Konventionsfuß wie geplant eingeführt werden konnte, kam Napoleon – und Hannover kam zu Frankreich und zum Königreich Westphalen. Nach 1814 wurden endlich die Konventionsmünzen eingeführt. Geprägt wurden Stücke zu 16 „Guten Groschen“ – nach einem Taler-Maß, das 24 Gute Groschen fasste, also ein ⅔-Taler. Diese 16-Guten-Groschen gingen 20 auf eine Mark fein, waren also auch Gulden nach dem Konventionsfuß. Das Königreich prägte daneben weiterhin Münzen nach dem Leipziger Fuß, die schönen 2/3 Taler-Münzen. Es fällt auf, dass diese Stücke in feinem Silber ausgeprägt sind (993,56/1000) und deshalb leichtgewichtiger als die meisten üblichen Kurantmünzen ihres Wertes. Um Verwirrung wegen des leichten Gewichts zu vermeiden, steht die Feinsilberangabe auf den Münzen. Für den Wirtschaftskreislauf wurden auch 1/12-Taler nach dem Leipziger Fuß geprägt, desgleichen 3-Mariengroschen (1 Mariengroschen 1/480 auf die Mark, bei 36 Mariengroschen auf den Taler) nach einem 13 1/3-Taler-Fuß, desgleichen 1/6 Taler nach dem Konventionsfuß. 1830 kam ein Konventionstaler in Feinsilber heraus auf die Clausthaler Grube Wohlfahrt, wie überhaupt die Feinsilbermünzen Ausweis der reichen Silberminen im Harz waren. 1834 übernahm Hannover schließlich den „Reichstaler“, den 14-Taler-Fuß, Ausweis für den wirtschaftlichen Einfluss Preußens. Hannover passte sich auch im Münzdesign den preußischen Talern an. Das prächtige Wappen mit Krone und Ordenskette macht aus den Talern kleine Kunstwerke. Die Größen sind nicht genormt, denn die später üblichen 750-legierten Talermünzen sind um ein Viertel schwerer als die feinsilbernen. Auch in Hannover machten die Bestimmungen des Wiener Münzvertrags von 1857 einer Vielfalt an Typen und Währungsrechnungen ein Ende.