Adler (Vogel)

Aus MGM Münzlexikon
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Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf einem römischen Antoninianus auf die Consecratio des 284 n. Chr. verstorbenen Caesars Nigrinianus

Bereits im Altertum als „König der Vögel“ Göttersymbol und Sinnbild weltlicher Macht. Der (natürliche) A. findet sich auf zahlreichen griechischen Münzen abgebildet; als Begleiter des Zeus, als alleiniges Münzbild (A.-Kopf, ruhender oder auffliegender A., A. mit Beutetier u. a.) auf Münzen von Elis, Olympia, Akragas, Kroton, Lokroi u. a. Die Ptolemäer (makedonisch-griechisches Herrschergeschlecht in Ägypten, 323 bis 30 v. Chr.) verwendeten den A. mit Blitz in den Fängen als häufigstes Münzbild, der dann wieder auf alexandrinischen Münzen vorkommt.
Vielfältige Darstellungen des A. finden sich auch auf römischen Münzen: als Attribut des Jupiter (Zeus), als Symbol der Consecratio (→ Konsekration ), als Knaufschmuck des kaiserlichen Zepters, als Feldzeichen der römischen Legionen (→ Legionsadler ).
Vom Römischen Reich ging der A. als Herrschaftssymbol auf das Heilige Römische Reich Deutscher Nation über. Zu den ältesten Münzen, auf denen der natürliche A. abgebildet ist (→ Adlerpfennig ), gehören in Maastricht geprägte Pfennige Kaiser Friedrichs I. (1152 –1190) mit „scutum imperatoris“. Mit dem Aufkommen der → Heraldik wurde der A. zum Wappentier des alten Deutschen Reiches; seit Kaiser Friedrich II. (1220 –1250) ein stilisierter A. auf goldenem Grund, mit (heraldisch) rechtsgewendetem Kopf, gespreizten Fängen und ausgebreiteten Flügeln (→ Augustalis). Im 13. und 14. Jh. verbreitete sich zunehmend die Meinung, daß dem römischen Kaiser der doppelköpfige und dem deutschen König der einköpfige A. vorbehalten seien; diese Differenzierung wurde von Kaiser Sigismund (1410/30 bis 1437) offiziell sanktioniert. Der Doppel-A., im Laufe der Zeit mit nimbierten Köpfen versehen, kaiserlich bekrönt und mit Zepter, Schwert und Reichsapfel in den Fängen ausgestattet, blieb bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (1806) Reichswappen.
In abgewandelten Farben und Formen führten den einköpfigen Reichs-A. seit altersher zahlreiche deutsche Herrscher (Fürsten von Anhalt, Markgrafen von Brandenburg, Grafen von Tirol u. a.) sowie freie → → Reichsstädte, z. B. Aachen, Hildesheim (wachsender A.), Memmingen (halbierter A.), Nordhausen, Nördlingen; Lübeck führte den Doppel-A. schon im 14. Jahrhundert. Doppeladler als Wappen der Freien Reichsstadt Lübeck auf einem undatierten (1432) Schilling der Stadt 1806 ging der Doppel-A. des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation auf die österreichische Monarchie über und wurde bis 1915 mehrmals umgestaltet; 1919 bestimmte die Republik Österreich den einköpfigen A. mit → Mauerkrone , Brustschild, Sichel und Hammer in den Fängen als Staatswappen. 1871 übernahm das Deutsche Reich den einköpfigen brandenburgisch-preußischen A. Er blieb nach 1919 ohne monarchische und preußische Attribute Wappentier und wurde von der nationalsozialistischen Regierung durch ein dem römischen Legions-A. nachgebildetes Hoheitszeichen ersetzt. Das Staatswappen der Bundesrepublik Deutschland geht auf das deutsche Reichswappen in der Fassung von 1919 zurück.
Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) und dem manifestierten Anspruch der russischen Herrscher auf das Erbe des Oströmischen Reiches wurde der byzantinische Doppel-A. zum Wappen Rußlands (dreifach bekrönter Doppel-A., mit Brustschild, das den hl. Georg zeigt, später noch mit Zepter und Reichsapfel in den Fängen und den Wappen der einzelnen Reichsteile auf den Schwingen ausgestattet), das auf Münzen seit Anfang des 16. Jh. bis 1917 vorkommt. 1993 wurde der Doppel-A. wieder zum Staatswappen Rußlands erklärt (mit den monarchischen Insignien).
In Frankreich wurde durch Napoleon I. (1804 –1814/15) und dann wieder durch Napoleon III. (1852 –1870) der römische Legions-A. zum Wappen erhoben. Den (heraldischen) A. als Wappen führen heute u. a. Ägypten, Albanien (schwarzer Doppel-A.), Armenien (blauer A. als Schildhalter), Deutschland, Irak, Jemen, Mexiko, Moldawien, Polen (weißer A.), Rumänien (goldener A.), Rußland (goldener Doppel-A.), Syrien, USA (Weißkopfseeadler). → Eagle

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Doppeladler als Wappen der Freien Reichsstadt Lübeck auf einem undatierten (1432) Schilling der Stadt